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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017)

24.10. - 27.10.2017, Berlin

Vergleich einer patientenbasierten Osteoporoseabklärung mit dem Osteoporosescreening eines Fracture Liaison Service (FLS)

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Swantje Oberthür - Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Plast. Chirurgie, Göttingen, Germany
  • Marian Krempec - Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Plast. Chirurgie, Göttingen, Germany
  • Jan-Christoph Ammon - Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Plast. Chirurgie, Göttingen, Germany
  • Sarah Maria Müller - Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Plast. Chirurgie, Göttingen, Germany
  • Heide Siggelkow - MVZ endokrinologikum Göttingen, Göttingen, Germany
  • Stephan Sehmisch - Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Plast. Chirurgie, Göttingen, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017). Berlin, 24.-27.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocWI49-526

doi: 10.3205/17dkou449, urn:nbn:de:0183-17dkou4497

Veröffentlicht: 23. Oktober 2017

© 2017 Oberthür et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Fragilitätsfrakturen nehmen auf Grund der demographischen Entwicklung weltweit stetig zu.

Eine erlittene Fraktur bei Frauen über 50 Jahre bzw. Männern über 60 Jahre kann ein erster Hinweis für eine verminderte Knochenfestigkeit sein und ist gleichzeitig der entscheidende Risikofaktor für das Erleiden weiterer Frakturen (Sekundärfrakturen). Im europäischen Vergleich zeigt das deutsche Gesundheitssystem deutliche Schwächen bei der Sekundär- und Tertiärprophylaxe der Osteoporose.

Ziel dieser Untersuchung ist die Evaluation der Effektivität einer FLS-koordinierten Osteoporosediagnostik im Vergleich zur Osteoporoseabklärung in Eigenverantwortung des Patienten.

Methodik: In einer prospektiven Untersuchung wurden über die unfallchirurgische Notaufnahme zunächst in einem Zeitraum von 8 Monaten (März bis Oktober 2016) alle Patienten (Frauen über 50J., Männer über 60J.) mit einer Fraktur als Osteoporose-Risikopatient identifiziert (Gruppe A). Mit dem Arztbrief wurden ein Informationsblatt sowie eine Liste osteologischer Praxen ausgehändigt und auf die Notwendigkeit einer Osteoporose-Abklärung hingewiesen.

Zum November 2016 wurde ein aufwendiges und personalintensives (zusätzlicher Koordinator) FLS etabliert. Ab November 2016 wurden alle Patienten mit entsprechender Fraktur und der Zustimmung für die Aufnahme ins FLS-System in Gruppe B eingeschlossen. Anschließend erfolgte der Vergleich der Osteoporoseabklärungs-Raten zwischen Gruppe A und B.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Im Zeitraum von März bis Oktober 2016 wurden 2652 Patienten gescreent, von diesen hatten 456 Patienten eine Osteoporose-verdächtige Fraktur. Diese wurden über die Notwendigkeit einer Osteoporoseabklärung aufgeklärt und somit in Gruppe A der Studie eingeschlossen. Lediglich 1,8 % der Patienten (8) stellten sich bei einer der kooperierenden osteologischen Praxen zur Osteoporosediagnostik vor.

Von November bis Dezember 2016 erlitten 94 Patienten eine entsprechende Fraktur. Von diesen entschieden sich 35 (ca. 37%) Patienten für unser FLS-System und damit für eine koordinierte Osteoporosediagnostik und ggf. Therapieeinleitung.

Die Studie zeigt deutlich, dass die ambulante Durchführung der Osteoporosediagnostik in Eigenregie der Patienten (inkl. Arztbrief an den weiterbehandelnden Hausarzt) unzureichend zur Durchführung der indizierten osteologischen Diagnostik führt.

In unserer Klinik führte die Implementierung eines FLS mit einer Koordinatorin, die die Weiterbehandlung der Patienten in osteologischen Praxen organisiert, bereits in den ersten zwei Monaten zu einer deutlichen Steigerung der Osteoporosediagnostik. Eine weitere Verbesserung dieser Zahlen wird durch die Optimierung des FLS nach Abschluss der Testphase wahrscheinlich.

Aufgrund der demographischen Entwicklung mit Inzidenzzunahme von Osteoporose-assoziierten Frakturen müssen unfallchirurgische Kliniken in den nächsten Jahren Konzepte zur Weiterbehandlung dieser Patienten etablieren. Die Einrichtung von FLS könnte dabei helfen.