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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017)

24.10. - 27.10.2017, Berlin

Kriegschirurgie: The Afghanistan Experience

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Florian Wichlas - Paracelsus Universität Salzburg, Klinik für Traumatologie und Orthopädie, Salzburg, Austria
  • Serafeim Tsitsilonis - Charité Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Berlin, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017). Berlin, 24.-27.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocWI45-1147

doi: 10.3205/17dkou417, urn:nbn:de:0183-17dkou4177

Veröffentlicht: 23. Oktober 2017

© 2017 Wichlas et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Kriegschirurgie trägt in Konfliktregionen einen wesentlichen Teil zur medizinischen Versorgung bei. Obwohl modernen Technologien und Wohlstand in diesen Regionen selten sind, werden kriegerische Auseinandersetzungen mit modernen Waffen getätigt.

Terroristische Angriffe in westlichen Staaten machen die Versorgung kriegschirurgischer Patienten auch für Europa interessant.

Ziel dieser Arbeit war es, die Eigenschaften moderner Kriegschirurgie und die Anforderungen an den Chirurgen zu ermitteln.

Methodik: Ort der Untersuchung war das "Non-Governmental Organisational" (NGO) Kriegskrankenhaus von Lashkar Gah, Provinz Helmand, Afghanistan. In einem Zeitraum von 26.02-11.05.2016 wurden alle kriegschirurgischen Patienten (n=484) prospektiv in die Untersuchung eingeschlossen. Das durchschnittliche Alter der Patienten war 23,5 (SD 12,6) Jahre, 434 (89,7 %) waren männlich und 50 (10,3 %) weiblich.

Wir untersuchten diese Patienten nach Art der Verletzung, nach der anatomischen Region die verletzt wurde und nach dem operativen Eingriff der durchgeführt wurde.

Ergebnisse: Die Verletzungen teilten sich auf in Schussverletzungen (n=282; 58,3%), Splitterverletzungen (n=137; 28,3%), Minenverletzungen (n=44; 9,1 %) und Stichverletzungen (n=21; 4,3 %).

Am häufigsten betroffen waren die untere Extremität (n=213; 25,4%), die obere Extremität (n=175; 20,8 %), der Thorax (n=95; 11,3 %) und das Abdomen (n= 69; 8,2%). Schädel, Gesicht, Augen und Genitalien waren 148 Mal verletzt (17,6%).

Die am häufigsten verletzten Körperregionen von Schuss-, Splitter- und Minenverletzungen waren immer die untere (25,8%; 24,8%; 31,3%) gefolgt von der oberen Extremität (20,9%; 21,5%; 18,8%).

An dritter Stelle kam der Thorax bei Schuss- und Splitterverletzungen (11,2%; 12,9%) und das Gesicht bei Minenverletzungen (12,5%).

Wund-Débridements wurden bei jeder Operation durchgeführt.

Die häufigsten operativen Eingriffe war Laparotomien (n=70; 32,0%), gefolgt von der Anlage einer Thorax Drainage (n=40; 18,3%) und Amputationen (n=29; 13,2%).

Die häufigsten Operationen von Schussverletzungen waren Laparotomien (34,5%), Thorax Drainagen (21,6%) und zu gleichen Anteilen Kraniotomien und Gefässrekonstruktionen (7,8%).

Die häufigsten Operationen von Splitterverletzungen waren Laparotomien (35,7%), Thorax Drainagen (16,1%) und Gefässrekonstruktionen (10,7%).

Die häufigsten Operationen von Minenverletzungen waren Amputationen (51,4%), Thorax Drainagen (15,5%) und Laparotomien (8,1%).

Schlussfolgerung: Das Spektrum heutiger Kriegschirurgie ist sehr breit und besteht hauptsächlich aus Allgemeinchirurgie mit Kenntnissen in allen angrenzenden chirurgischen Fachgebieten.

Obwohl die Extremitäten am häufigsten betroffen sind, bilden rekonstruktive und unfallchirurgische Eingriffe dieser Regionen, die ein Wund-Débridement übersteigen, die Ausnahme.