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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017)

24.10. - 27.10.2017, Berlin

MANV-Videosimulationstraining – Analyse und Auswertung

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Simon Martin Heinz - BG Unfallklinik Frankfurt am Main, Unfallchirurgie und Orthopädische Chirurgie, Frankfurt, Germany
  • Reinhard Hoffmann - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Frankfurt am Main, Unfallchirurgie und Orthopädische Chirurgie, Frankfurt, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017). Berlin, 24.-27.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocWI45-1266

doi: 10.3205/17dkou414, urn:nbn:de:0183-17dkou4147

Veröffentlicht: 23. Oktober 2017

© 2017 Heinz et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Gerade vor dem Hintergrund einer neuen Gefährdungslage in Europa, ist eine adäquate Prioritätenmedizin bei zivilen Schadensereignissen, die mit einer großen Anzahl von Verletzen einhergehen, notwendig. Ziel dieser Studie war durch eine Simulation eine möglichst große Anzahl im Rettungsdienst Tätiger in der Sichtung und Vorsichtung bei einem Massenanfall von Verletzten (MANV) zu schulen und die Ergebnisse zu erfassen.

Methodik: Mithilfe der Simulationssoftware XVR® On Scene wurde eine Videoanimation entwickelt, in der eine rettungsdienstliche Einsatzkraft insgesamt 17 Patienten in einem Verkehrsunfallszenario sichtet. Vitalwerte der fiktiven Patienten werden für eine Zeitspanne von jeweils 30 Sekunden als separate Folie eingeblendet. Die Simulation wurde im Zeitraum von 07/2014 bis 07/2015 mit insgesamt 307 Probanden, d.h. Ärzte in der Ausbildung zum Notarzt und Auszubildende zum Rettungsassistenten, durchgeführt. Durch optische und akustische Reize wurde zusätzlicher Stress während der Simulation ausgeübt. Neben teilnehmerspezifischen Daten zu Berufserfahrung und Alter wurden eine Transferaufgabe (Erstellen einer Zeichnung) und Fragen zur Selbsteinschätzung gestellt.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Es resultieren nach Abzug der nicht gesichteten Patienten 5.263 gewertete Sichtungsvorgänge. Eine Gegenüberstellung erfolgte dann anhand der Sichtungsystemen STaRT® und PRIOR. Bei Anwendung der STaRT®-Kriterien als Vergleichsmaßstab zeigte sich eine signifikant höhere Übereinstimmung der korrekten Patientenkategorisierung. Aufgrund der von PRIOR erkannten größeren Anzahl kritischer Patienten führt der PRIOR-Algorithmus in der Auswertung zu einer Unterkategorisierung des Patientenkollektivs in den Teilnehmergruppen.

Ein Vergleich der Sichtungsergebnisse der Teilnehmergruppen untereinander zeigt eine geringfügig höhere Übereinstimmung der ärztlichen Probanden mit beiden Algorithmen (STaRT® und PRIOR). Bei kritischen Patienten erreichen ärztliche Probanden eine von Sensitivität 85,77% , die Spezifität 89,41% (STaRT®) bzw. 75,11% und 94,92% (PRIOR). Die auszubilden Probanden demgegenüber eine Sensitivität von 84,13%, eine Spezifität von 93,11% (STaRT®) bzw. 72,79% und 98,07% (PRIOR).

Die von uns vorgestellte Simulation ermöglicht parallel in kurzer Zeit unterschiedlichste im rettungsdiensttätige Berufsgruppen ein identisches MANV-Szenario darzustellen. Die Ergebnisse können vergleichbar dargestellt werden. Vorteil gegenüber Szenarien mit Patientendarstellern ist, dass jeder Teilnehmer objektiv betrachtet dasselbe Bild sieht. Etwaige Unschärfen wegen divergierender schauspielerischen Leistungen sind ausgeschlossen.