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Diagnostische Güte von Vorsichtungsalgorithmen für den Massenanfall von Verletzten und Erkrankten
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Veröffentlicht: | 23. Oktober 2017 |
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Fragestellung: Entscheidend für das erfolgreiche Management von Großschadenslagen ist eine frühe und korrekte Identifikation der Verletzungsschwere. Sowohl Über- als auch Untertriage erhöhen die Letalität. Maßgeblich dafür ist die Testgüte der verwendeten Verfahren, die in dieser Studie für PRIOR, mSTaRT, FTS, ASAV, START, Care Flight und Triage Sieve in einem notfallmedizinisch relevanten Patientengut untersucht wurde.
Methodik: Nach positivem Ethikvotum wurden 500 Luftrettungseinsätze retrospektiv analysiert, wovon nach Ausschluss von 8 bei Eintreffen bereits Verstorbenen, 492 ausgewertet werden konnten. Die Sichtung der Protokolle erfolgte durch 19 interdisziplinäre Notfallmediziner. Jedes Protokoll wurde durch mindestens 3 Ärzte unabhängig voneinander und ohne Verwendung von Vorsichtungsalgorithmen nach Sichtungskategorien (SK) klassifiziert. Zusätzlich wurden alle Vorsichtungsverfahren für jeden Patienten durchlaufen.
Ergebnisse: Die Kohorte hatte ein Alter (MW±SD) von 59±25 Jahren, einen NACA Score von 3,5±1,1 und bestand zu 57% aus Männern. Bei Eintreffen waren 8 Patienten bereits verstorben, so dass 492 Patienten in die Analyse eingeschlossen wurden. Die Verteilung der SK I/II/III war: 10,2%/ 47,0%/ 42,8%.
Bei Zusammenfassung von SK I und IV zeigte sich die höchste diagnostische Güte bei den Verfahren START, mSTaRT und ASAV mit Sensitivitäten (SE) um 0,78 und Spezifitäten (SP) von 0,82. Dabei erreichten chirurgische Patienten SE bis zu 0,95 und SP von 0,91. Das neu etablierte Verfahren PRIOR hatte bei einer SE von 0,90 lediglich eine SP von 0,54 und zeigt den größten Gesamtzeitaufwand. Abbildung 1 [Abb. 1].
Schlussfolgerung: Zur Identifikation der Schwerstverletzten stehen Verfahren mit akzeptabler diagnostischer Güte zur Verfügung, insbesondere wenn die SK I und IV zusammengefasst betrachtet werden, wie es die 6. Sichtungs-Konsensuskonferenz im Bereich Vorsichtung empfiehlt. Das neu entwickelte PRIOR Verfahren kann mit seiner hohen Rate falsch positiver Ergebnisse (Übertriage) zu einer Überbeanspruchung der Ressourcen für die Schwerstverletzten und damit zu einer Unterversorgung der richtig positiven SKI Fälle im Einsatz führen.