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Intramedullaere Nagelosteosynthese bei ossaeren Metastasen des Femurs – Intra- und postoperative Komplikationen im Literatur-Vergleich
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Veröffentlicht: | 23. Oktober 2017 |
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Fragestellung: Ein Goldstandard zur Versorgung pathologischer Femurfrakturen (PFF) bzw. stabilitaetsgefaehrdender Metastasen (SGM) ist in der Literatur nicht beschrieben (Agarwal and Nayak 2015; Feng et al. 2016; Piccioli et al. 2014). Aufgrund der guten biomechanischen Eigenschaften und der reduzierten Zugangsmorbiditaet bevorzugen wir die intramedullaere Marknagelosteosynthesen zur Versorgung von peri- und subtrochantaeren PFF oder von SGM.
Zielsetzung dieser Studie ist es, Komplikationen insbesondere auf Hinblick auf iatrogene Tumorstreuung zu untersuchen und mit der Literatur zu vergleichen.
Methodik: Es handelt sich um eine retrospektive Studie. Zwischen 01/2011 und 12/2016 wurden 29 Patienten, im Alter von 49 und 92 Jahr mit einer PFF oder einer SGM (Mirel's-Score ≥ 8) des Femurs mit einem Marknagel (MN) behandelt. Analysiert wurden der stationaere Aufenthalt und die peri- und postoperativen Komplikationen. Die Auswertung der Nachkontrollen erfolgte insbesondere in Hinblick auf iatrogene Tumorstreuung. Bei verstorbenen Patienten erfolgte eine Todesursachenfeststellung. Unsere Ergebnisse verglichen wir mit der Literatur.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Es handelte sich um 12 Frauen, 17 Maenner und insgesamt 32 Operationen. Verteilung der Primaertumore (Tabelle 1 [Tab. 1]). Lange MN wurden bei 24, kurze MN bei 7 Operationen implantiert sowie in einem Fall eine retrograde Nagelosteosynthese durchgefuehrt. Indikation zur operativen Stabilisierung waren in 17 Faellen PFF sowie in 15 Faellen SGM. Kein Patient verstarb intraoperativ, 5 Patienten verstarben in den ersten 30 Tagen postoperativ. Insgesamt 7 Patienten verstarben im ersten halben Jahr postoperativ. Dabei entwickelten 2 Patienten eine letal verlaufende Pneumonie und verstarben nach 2 und 9 Tagen postoperativ. Unabhängig der Operationen verstarben 4 Patienten. Es kam zu einer Perimplantatfraktur nach kurzem MN 1 Monat postoperativ. Insgesamt konnten 8 Patienten ueber mindestens 3 Monate und 3 Patienten ueber mindestens 10 Monate postoperativ begleitet werden. Bei keiner der 32 Operationen kam es zu einer revisionspflichtigen Wundheilungsstoerung oder Infektion. Nur bei einem Patienten mit Nierenkarzinom zeigten sich in der Verlaufskontrolle ein Jahr postoperativ CT-morphologisch mehrere metastasensuspekte Skleroseherde distal des MN ohne klinische Relevanz.
Aufgrund der geringen Fallzahl laesst sich keine sichere Schlussfolgerungen geben. Im Vergleich zur Literatur (Tabelle 2 [Tab. 2]) zeigen sich aehnliche peri- und postoperativen Komplikationsraten. Neue Metastasen, im Sinne einer iatrogenen Tumorstreuung, zeigten sich inklusive des in der Literatur beschriebenen Falles nur bei 2 Patienten von insgesamt 273 untersuchten Patienten und scheint somit eine untergeordnete Rolle zu spielen. Bei einmaligem Implantatversagen nach Verwendung eines kurzen MN empfehlen wir zur intramedullaerer Versorgung von PFF bzw. SGM die Stabilisierung mittels langen MN durchzufuehren.