gms | German Medical Science

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017)

24.10. - 27.10.2017, Berlin

Welche prognostische Bedeutung haben ungeplante Resektionen bei Weichteilsarkomen? Resultate einer multizentrischen, retrospektiven Studie mit 728 operativ versorgten Weichteilsarkom-Patienten

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Maria Anna Smolle - Univ.-Klinik für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie, Medizinische Universität Graz, Graz, Austria
  • Per-Ulf Tunn - HELIOS Klinikum Berlin-Buch, Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie, Sarkomzentrum Berlin-Brandenburg, Berlin, Germany
  • Elisabeth Goldenitsch - Orthopädisches Spital Gersthof, Wien, Austria
  • Florian Posch - Klinische Abteilung für Onkologie, Innere Medizin, Medizinische Universität Graz, Graz, Austria
  • Joanna Szkandera - Klinische Abteilung für Onkologie, Innere Medizin, Medizinische Universität Graz, Graz, Austria
  • Marko Bergovec - Univ.-Klinik für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie, Medizinische Universität Graz, Graz, Austria
  • Bernadette Liegl-Atzwanger - Institut für Pathologie, Medizinische Universität Graz, Graz, Austria
  • Andreas Leithner - Univ.-Klinik für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie, Medizinische Universität Graz, Graz, Austria

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017). Berlin, 24.-27.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocWI41-31

doi: 10.3205/17dkou376, urn:nbn:de:0183-17dkou3768

Veröffentlicht: 23. Oktober 2017

© 2017 Smolle et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Fragestellung: Weichteilsarkome (WTS) stellen eine seltene Tumorentität dar, werden aufgrund von fehlenden Kardinalsymptomen häufig fehldiagnostiziert und inadäquat voroperiert. In dieser Studie wurde der Einfluss von ungeplanten Resektionen (UR) auf Therapie und Prognose von Patienten mit WTS analysiert.

Methodik: Retrospektiv wurden 728 Patienten (352 weiblich, 376 männlich) mit primären WTS eingeschlossen, die an drei Tumorzentren operativ versorgt wurden. Kategoriale Variablen wurden mit Chi-Quadrat- und Fisher's exact-Test, Mittelwerte mit t- bzw. Wilcoxon's Rang-Summen-Test verglichen. Unterschiede bei zeitabhängigen Variablen zwischen Gruppen wurden mit Log-rank- und Gray's-Tests ermittelt. Ein Wahrscheinlichkeitswert (WW) wurde berechnet, basierend auf Unterschieden zwischen primär resezierten Patienten und solchen mit UR. Daraus wurde die inverse Wahrscheinlichkeit für ungeplante Resektionen (IWUR) abgeleitet (keine UR=1/(1-WW); UR=1/WW). Das Lokalrezidiv-(LR) und Metastasen-freies Überleben sowie das Gesamtüberleben wurden nach IWUR-Wichtung berechnet.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: UR wurden bei 281 Patienten vor Überweisung an ein Tumorzentrum durchgeführt (38.6%). Patienten mit UR hatten tendenziell kleine (p<0.005), oberflächlich lokalisierte (p<0.005) und lang bestehende (p=0.013) WTS, waren häufiger männlich (p=0.05) und jünger (p=0.036). Trotz signifikant häufigerer Verwendung plastischer Rekonstruktionen (p<0.005) und adjuvanter Radiotherapie (p=0.041) bei UR-Patienten war die Rate an postoperativen Komplikationen mit jener der primär resezierten Patienten ident (p=0.73).

In univariater Analyse zeigte sich ein Überlebensvorteil für UR-Patienten im Vergleich zu primär operierten Patienten (p=0.028; Abbildung 1A [Abb. 1]).

Außerdem hatten Patienten mit vorangegangener UR ein niedrigeres Risiko im Hinblick auf sekundäre Metastasen (p=0.01), während kein Unterschied hinsichtlich des LR-freien Überlebens gefunden wurde (p=0.43).

Um für die in der UR-Gruppe vorherrschende günstigere prognostische Ausgangslage (z.B. kleine Tumoren) auszugleichen, wurde der WW berechnet und daraus die inverse Wahrscheinlichkeit für UR (IWUR) abgeleitet. Nach Wichtung der Patienten mittels des IWUR war weder der ursprünglich positive Effekt von UR auf das Gesamtüberleben (p=0.241; Abbildung 1B [Abb. 1]) noch auf das Metastasen-freie Überleben erkennbar (p=0.59).

Ungeplant resezierte Weichteilsarkom-Patienten mit nachfolgender Re-Resektion haben keine schlechtere Prognose als primär resezierte Patienten. Allerdings haben UR eine deutliche Auswirkung auf die weitere Therapie, welche oft aggressiver erfolgen muss, als es der ursprüngliche Tumor bei Primärresektion erfordert hätte.