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Erste Ergebnisse einer randomisierten Studie zum Stellenwert der ROM-Schiene in der Nachbehandlung der VKB-Plastik
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Veröffentlicht: | 23. Oktober 2017 |
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Fragestellung: Während in Bezug auf Operationsindikationen und Technik der vorderen Kreuzbandplastik weitgehend Konsens herrscht, so ist die Nachbehandlung vollkommen uneinheitlich und von persönlicher Erfahrung bestimmt. Die vorgestellte Studie ist fokussiert auf den Stellenwert der ROM-Schiene in der Nachbehandlung. In der randomisiert-kontrollierten Studie wurde das klinische Outcome erfasst. Weiterhin erfolgte eine Arthrometrie zur Objektivierung der Stabilität des Transplantates.
Methodik: Die vorgestellte klinische Studie ist prospektiv randomisiert und kontrolliert. Eingeschlossen wurden erwachsene Patienten aller Altersgruppen, die eine vordere Kreuzbandplastik im Jahr 2016 erhalten haben. Ausschlusskriterien waren Knorpelschäden, Frakturen, Arthrose oder andere Begleitpathologien an den Extremitäten. Ein begleitender Meniskusschaden stellte kein Ausschlusskriterium dar. Im Prüfarm der Studie wurden die Probanden ohne ROM-Schiene nachbehandelt, im Kontrollarm wurde eine 6-wöchige Orthesenbehandlung durchgeführt. Allen Patienten wurde eine Flexionslimitierung auf 60° für 4 Wochen und 90° für weitere zwei Wochen sowie 3 Wochen Abrollbelastung verordnet. Es werden präoperativ sowie an vier postoperativen Zeitpunkten (3, 6, 12 und 24 Monate post-OP) eine Stablitätsmessung durch Arthrometrie (GNRB-Rotab-Arthrometer, Fa. Genourob, VKB-Belastung 134N, 150N, 200N), eine Ganganalyse mit optoelektronischem Kamerasystem und Kraftmessplatten (Fa. Otto Bock), propriozeptive Messungen mittels Balance-Pad sowie Testung der gängigen klinischen Scores (KSS, Tegner, VASS) durchgeführt.
In der aktuellen Auswertung konnten die Drei-Monatsergebnisse von 12 Patienten pro Gruppe eingeschlossen werden. Bis zur Präsentation des Beitrags werden ca. 25 Drei-Monatsergebnisse und ca. 15 Sechs-Monatsergebnisse pro Gruppe vorliegen.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: In den Drei-Monatsergebnisse konnte durchweg ein gutes Outcome festgestellt werden. Es fand sich eine Erhöhung der Stabilität im operierten Bein um durchschnittlich 1,5 cm (±1,15) in der Schienengruppe (SG) bei 200N Belastung gegen 2,3 cm (±1,91) in der schienenfreien Gruppe (SFG) im Vergleich zum jeweiligen Status präoperativ. Dies entsprach einer postoperativen Differenz der Translation von 0,4 cm (±1,11) (SFG) bzw. 1,1 cm (±2,14) (SG) im Vergleich zur gesunden Seite.
In den klinischen Scores zeigten sich postoperativ leichte Tendenzen besserer Werte in der SFG (SG: KSS: 95,5 (±5,98), Tegner: 4,11 (±0,31), VASS: 1,1 (±1,1); SFG: KSS: 86,8 (±16,4), Tegner: 3,6 (±0,8), VASS: 1,25 (±1,1)) sowie auch Tendenzen zu besseren Werten bei der propriozeptiven Testung für die SFG gegenüber SG (100 % vs. 97 % im 1-min Balance Pad Test). In den Auswertungen der Ganganalyse zeigten sich ebenfalls leicht bessere Ergebnisse für die SFG, insbesondere beim Treppensteigen. Nach den aktuellen Ergebnissen zeigt die schienenfreie Behandlung keinerlei Nachteile, sondern eher Tendenzen zu einem vorteilhafteren Outcome.