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Deskriptive Analyse anhand des Traumaregister DGU® zur Darstellung länderspezifischer Unterschiede Deutschland – Schweiz
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Veröffentlicht: | 23. Oktober 2017 |
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Fragestellung: Trotz geographischer Nähe mag es Unterschiede zwischen den präklinischen Systemen, der Verteilung und Organisation der Traumazentren in der Schweiz und Deutschland geben. Basierend auf dem Deutschen Traumaregister DGU® (TR-DGU) wollten wir dieser Frage nachgehen und diese Unterschiede anhand der Daten teilnehmender Kliniken der zwei Länder darstellen.
Methodik: In einer retrospektiven Analyse der Jahre 2009-2012 haben wir alle ins TR-DGU eingegebenen Patienten ausgewertet. Eingeschlossen wurden alle Eintritte in ein Level-1-Traumazentrum. Die Daten werden deskriptiv dargestellt hinsichtlich Unfallmechanismus, präklinischer Prozeduren und Outcome. Auswertung und Interpretation liegen in der Verantwortung des Autors und haben den abschließenden Reviewprozess des TR-DGU noch nicht durchlaufen.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: In die Studie konnten 24.576 Patienten eingeschlossen werden. In der Schweiz (CH) waren es 29.6% Frauen und ein mittleres Alter von 51.6 Jahren. In Deutschland (D) 28% Frauen und ein mittleres Alter von 47.3 Jahren. Der Mittlere ISS war mit 24.8 (CH) und 24.0 (D) Punkten vergleichbar. Während in der Schweiz weitaus mehr Stürze aus grösser Höhe festgestellt wurden (32.3% vs. 16.9%), erlitten in Deutschland deutlich mehr Patienten einen Verkehrsunfall (37.4% vs. 54.2%). Bei paramedizinisch dominiertem präklinischem Rettungssystem in der Schweiz verwundert es nicht, dass 33% der Patienten durch den Rettungsdienst ohne Notarzt zugewiesen wurden, in Deutschland waren es 3.5%. Gleichzeitig wurden in der Schweiz nur 1.97 gegenüber 2.25 präklinische Prozeduren durchgeführt. Dennoch zeigt sich keine schnellere Rettungszeit zugunsten der Schweizer Kohorte (CH 70 min vs. D 67 min). Kritisch anzumerken ist, dass bei nahezu identischer Rate an Patienten mit initialem GCS< 8 (CH 28.3%; D 28.0%) weitaus weniger Patienten intubiert eingeliefert wurden(CH 30.3% vs. D 45.7%). In Hinblick auf den Eintrittsstatus der Patienten im Schockraum zeigen sich vergleichbare physiologische Parameter. Die Rate an schweren Schädel-Hirn-Traumata mit einem AIS >=3 betrug in der Schweizer Kohorte 62.7% im Vergleich zu 49.5% in Deutschland. Das isolierte schwere SHT wurde in 25.4% (CH) vs. 15.6% (D) der Fälle diagnostiziert. Ebenso wie ein kürzerer Aufenthalt auf der Intensivstation konnte in der Schweizer Gruppe eine kürzere Gesamtliegedauer festgestellt werden (14.75 vs. 20.85 Tage). Die standardisierte Mortalitätsrate betrug in der Schweizer Gruppe 0.88, in Deutschland 0.82.
Obgleich offensichtliche Unterschiede, insbesondere im präklinischen Rettungssystem bestehen, sind die Ergebnisse lediglich trendmässig zu beurteilen und nicht repräsentativ, da zum Zeitpunkt der Auswertung lediglich 3 Schweizer Kliniken am TR-DGU teilnahmen. Wir erwarten mit Freude den endgültigen Start und die ersten Ergebnisse des Schweizer Traumaregisters, an dem alle 12 zur Versorgung schwerverletzter Patienten designierten Kliniken teilnehmen. Dies wird eine spezifischere Auswertung und Gewichtung dieser Parameter erlauben.