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Carotisdissektion beim Polytrauma – eine unterschätzte Verletzung!
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Veröffentlicht: | 23. Oktober 2017 |
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Fragestellung: in der Literatur wird Die Inzidenz der Verletzung der hirnversorgenden Gefäße zwischen 0,39% und 4,6% angegeben. Um die gefährdeten Patienten zu identifizieren und diese einer primären Diagnostik zuzuführen werden multiple Algorithmen vorgeschlagen - bis hin zum Screening aller Schwerstverletzten.
In unserem Überregionalen TraumaZentrum gehört die Kontrastmitteldarstellung (KM-Darstellung) der hirnversorgenden Gefäße beim Polytrauma zum Standardprotokoll der Ganzkörper-Computertomographie. Wie hoch ist die Inzidenz der Verletzung der hirnversorgenden Gefäße bei Schwerstverletzten bei der Anwendung eines Komplettscreenings?
Methodik: Über einen Zeitraum von 40 Monaten erfolgte eine monozentrische Auswertungen der Daten von primären Schockraumpatienten eines ÜTZ anhand des DGU-TraumaRegister-Datensatzes. Eingeschlossen wurden Patienten mit einem ISS ≥ 16.
Bei allen Patienten erfolgte ein Polytraumascan mit standardmäßiger KM-Darstellung der hirnversorgenden Gefäße.
Ergebnisse: Eingeschlossen wurden 396 Patienten mit einem durchschnittlichen ISS von 32,6 (SD 13,8) und einem Durchschnittsalter von 38,8 Jahren (SD 20,7). Der Anteil der männlichen Patienten betrug 71,5%. Bei 26 Patienten zeigte sich eine Carotisdissektion, was einer
Inzidenz von 6,6% entsprach. Bei Patienten mit einem ISS ≥ 25 betrug die Inzidenz 9,1 %. Drei der 26 Patienten wiesen eine beidseitige Carotisdissektion auf. Vertebralisdissektionen fanden sich bei 1,5% der Patienten (n = 6), von denen 4 mit einer Carotisdissektion vergesellschaftet waren. Bei 60% der Patienten mit Carotisdissektion (n = 16) wurde der ISS nicht durch diese Verletzung beeinflusst.
Bei einer Betrachtung nach Altersgruppen zeigte sich der Gipfel in der Gruppe der 26- bis 35-Jährigen. Im Geschlechtervergleich fanden sich unter den männlichen Schwerstverletzten 7,1 %, unter den weiblichen 6,4% Carotisdissektionen. Die Häufigkeit der Carotisdissektionen bei Patienten mit ISS ≥ 16 nach Unfallart zeigt ein Maximum bei den schwerstverletzten Motorradfahrern mit einer Inzidenz von 10,0%.
Bei 69% der Patienten mit Carotisdissektion zeigte sich keine begleitende HWS-Verletzung. Nach den gängigen Screeningkriterien wären 53,8% der Carotisdissektionen nicht erfasst worden.
Schlussfolgerung: Die Inzidenz der Verletzung der hirnversorgenden Gefäße bei Schwerstverletzten (ISS ≥ 16) liegt in der betrachteten Population mit 6,6% und 10 % in der Untergruppe der Motorradfahrer deutlich über den Angaben der Literatur. Weiterhin zeigte sich, dass die in der Literatur aufgeführten Screeningkriterien - insbesondere das Kriterium HWS-Verletzung -keine ausreichende Sensitivität bieten.
Ein standardmäßiges Screening der hirnversorgenden Gefäße könnte hier sinnvoll erscheinen.