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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017)

24.10. - 27.10.2017, Berlin

Inanspruchnahme des Schockraums eines überregionalen Traumazentrums- Spiegeln die offiziellen Traumazahlen den tatsächlichen Aufwand wieder? -

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Helena Düsing - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Albert-Schweitzer-Campus 1, Münster, Germany
  • Michael J. Raschke - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Albert-Schweitzer-Campus 1, Münster, Germany
  • René Hartensuer - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Albert-Schweitzer-Campus 1, Münster, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017). Berlin, 24.-27.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocWI37-989

doi: 10.3205/17dkou342, urn:nbn:de:0183-17dkou3425

Veröffentlicht: 23. Oktober 2017

© 2017 Düsing et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: In Deutschland werden jährlich ca. 18.000 schwerverletzte Patienten behandelt (ISS >15). Ein überregionales Traumazentrum gibt pro Jahr ca. 130 Patienten in das Traumaregister der DGU ein. Allerdings werden in einem Schockraum auch Patienten behandelt, welche aufgrund der Eingabekriterien nicht erfasst werden. Daher ist in Frage zu stellen, ob der tatsächliche Aufwand der jährlichen Schockraumbehandlung adäquat mit den Daten des Traumaregisters abgeschätzt werden kann. Diese Arbeit soll zeigen wie viele Patienten mit welchem Verletzungsmuster im Jahr 2015 über den Schockraum eines überregionalen Traumazentrums aufgenommen wurden und welche Diagnostik durchgeführt wurde.

Methodik: Es erfolgte eine retrospektive Auswertung aller über den Schockraum aufgenommenen Patienten im Jahr 2015, anhand der Alamierungskriterien (Grad A Kriterien und Grad B Kriterien gemäß der S3 Leitlinie Polytrauma 2015). Anschließend erfolgte die Auswertung der Verletzungsschwere nach AIS (Abbreviated Injury Scale) und ISS (Injury Serverity Scale), der Verweildauer, der Letalität sowie der durchgeführten Diagnostik.

Ergebnisse: Ergebnisse: Im Jahr 2015 wurden insgesamt 634 Patienten über den Schockraum aufgenommen. Bei 26 (4%) Patienten lag kein Trauma vor (keine weitere Auswertung). Bei 28 % (170) lag ein Grad A Alamierungskriterium vor. 67 % (405) Patienten haben eine komplette Traumaspirale bekommen, 24 % (135) bekamen ein cCT. Bei den Patienten die nach einem Grad A Kriterium aufgenommen wurden lag der Anteil derer die eine komplette Traumaspirale bekommen haben bei 84 % (142). Die mittlere Verweildauer lag bei 8,31 Tagen. Ein maxiamler AIS 1 lag bei 31 % (190) der Patienten vor. Ein ISS>15 lag bei 26 % (160) der Patienten vor. Der mittlere ISS lag bei 10,7. Ein AIS>2 lag mit 22 % (132) größtenteils im Bereich des Kopfes vor. Im ausgewerteten Zeitraum sind insgesamt 6 % (40) Patienten mit Trauma, die über den Schockraum aufgenommen wurden, verstorben. In das Traumaregister der DGU wurden aufgrund der Eingabekriterien nur 32 % (201) der im Schockraum behandelten Patienten eingeben.

Schlussfolgerung: Die Anzahl der Patienten die in einem überregionalen Traumazentrum über den Schockraum aufgenommen werden ist wesentlich größer als es die aktuellen Zahlen zu Schwerverletzten bzw. die Daten des Traumaregisters der DGU vermuten lassen. Eine Übertriage von ca. 70 % wird allgemein als notwendig erachtet, um das Risiko einer verspäteten Diagnostik von lebensbedrohlichen Verletzungen zu minimieren. Wenn von einer Übertriage bei einem ISS<16 ausgegangen wird lag diese im ausgewerteten Jahr mit 74 % im Bereich des akzeptierten Werts. Entsprechend können diese Daten einen ersten Hinweis geben, wie die tatsächliche Inanspruchnahme eins Schockraums eines überregionalen Traumazentrums ist. Sollten sich die vorliegenden Daten für mehrere Jahre und andere überregionale Traumazentren bestätigen, könnte dies einen besseren Einblick in den tatsächlichen Aufwand der Schwerverletztenversorgung geben.