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Beeinflusst die infraazetabuläre Schraube das Outcome von operativ versorgten Azetabulumfrakturen?
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Veröffentlicht: | 23. Oktober 2017 |
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Fragestellung: Die sekundäre Koxarthrose stellt eine der Hauptrisiken nach Azetabulumfrakturen dar. Letournel beschreibt eine Arthroserate von 20% [1]. Anhand des eigenen Patientenkollektivs wurde die Wertigkeit einer additiven infraazetabulären Schraubenimplantation im Hinblick auf die Entwicklung einer sekundäre Koxarthroserate untersucht [2], [3].
Methodik: Seit 2006 werden alle Azetabulumfrakturen unserer Klinik prospektiv im Beckenregister der DGU erfasst. Die Patienten mit Separation beider Pfeiler, die über einen ventralen Zugang operativ versorgt worden sind und bei denen somit ein periazetabulärer Rahmenschluss durch Platzierung einer infraazetabulären Schraube (IAS) aus biomechanischer Sicht sinnvoll erscheint [4], wurden retrospektiv selektiert und in Anhängigkeit der Schraubenplatzierung gruppiert (Gruppe 1: -IAS + Gruppe 2: + IAS). Bei einer mittleren Nachuntersuchungszeit von 3,3 Jahren (zwischen 2-8,9 Jahre; 74% Nachuntersuchungsrate bei 15% Verstorbenen und 11% lost to follow-up) wurden - entsprechend dem Registerprotokoll - neben den klinischen und röntgenologischen Verlaufskontrollen verschiedene Scores erhoben: Merle d'Aubigne, EQ-5D und VAS. Die deskriptive und statistische Auswertung erfolgte mit SPSS20.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: 76 Patienten (57,3±17,9 Jahre, f=15 m=61) mit folgenden Frakturformen und besetzbarem infraazetabulären Korridor ( ≥ 5mm) wurden eingeschlossen: 39% vorderer Pfeiler und hintere hemitransvers, 24% Zweipfeilerfrakturen, 20% vorderer Pfeiler, und 17% T-Frakturen. Eine 3.5mm IAS wurde in 37% der Fälle (37% bei vordere Pfeilerfrakturen und hintere hemitransvers, 61% Zweipfeilerfakturen, 13% vorderen Pfeiler und 31% T-Frakturen) gesetzt. Die Gruppe 2 +IAS zeigte im Vergleich zur Gruppe 1 -IAS sowohl im prä-, als auch postoperativen CT tendenziell größere Gelenkstufen (präop: 5,8±4,7, p=0,23 vs. 5,8±6,6 mm; postop: 2,2±1,7 vs. 1,9±2 mm, p=0,02) und Spalten (präop: 10,4±8,9, p=0,8 vs. 10,5±10,5 mm; postop: 4,5±3,4 vs. 3,2±2 mm, p=0,15) im lasttragenden Bereich, bei vergleichbarer Alters- und Geschlechterverteilung. Bei einer Arthroserate von 21 bzw. 19%, konnte interessanterweise eine signifikante Verlängerung der Zeit bis zur H-TEP Versorgung in Gruppe 2 +IAS (28,6±15,5 vs. 14,5±11,6 Monate; p=0,04) beobachtet werden. In beiden Gruppen zeigte sich kein Unterschied im funktionellen Outcome bei einem Merle d'Aubigne von 14,5 vs.15,4 Punkten; VAS von 2,1 vs.1,9 Punkten und EQ-5D von 0,77 vs. 0,82 Punkten; jeweils p = n.s.).
Als mögliche Ursache für das verlängerte Intervall ist die Steigerung der Frakturstabilität durch den periazetabulären Rahmenschluss im Rahmen der Osteosynthese zu nennen. Somit scheinen Patienten mit besetzbarem infraazetabulären Korridor bei Frakturformen mit Separation beider Pfeiler von der Implantation einer IAS zu profitieren.
Literatur
- 1.
- Letournel E, Judet R. Fractures of the Acetabulum. Springer; 1993. S. 553.
- 2.
- Culemann U, Marintschev I, Gras F, Pohlemann T. Infra-acetabular corridor--technical tip for an additional screw placement to increase the fixation strength of acetabular fractures. J Trauma. 2011 Jan;70(1):244-6. DOI: 10.1097/TA.0b013e3181f45f91
- 3.
- Gras F, Gottschling H, Schröder M, Marintschev I, Hofmann GO, Burgkart R. Transsacral Osseous Corridor Anatomy Is More Amenable To Screw Insertion In Males: A Biomorphometric Analysis of 280 Pelves. Clin Orthop Relat Res. 2016 Oct;474(10):2304-11. DOI: 10.1007/s11999-016-4954-5
- 4.
- Marintschev I, Gras F, Schwarz CE, Pohlemann T, Hofmann GO, Culemann U. Biomechanical comparison of different acetabular plate systems and constructs--the role of an infra-acetabular screw placement and use of locking plates. Injury. 2012 Apr;43(4):470-4. DOI: 10.1016/j.injury.2011.11.009