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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017)

24.10. - 27.10.2017, Berlin

Implantat-assoziierte Infektionen nach operativer Stabilisierung der Wirbelsäule

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Ulrike Dapunt - Zentrum für Orthopädie, Unfallchirurgie und Paraplegiologie, Universität Heidelberg, Heidelberg, Germany
  • Caroline Bürkle - Zentrum für Orthopädie, Unfallchirurgie und Paraplegiologie, Universität Heidelberg, Heidelberg, Germany
  • Frank Günther - Zentrum für Infektiologie, Heidelberg, Germany
  • Wojciech Pepke - Zentrum für Orthopädie, Unfallchirurgie und Paraplegiologie, Universität Heidelberg, Heidelberg, Germany
  • Stefan Hemmer - Zentrum für Orthopädie, Unfallchirurgie und Paraplegiologie, Universität Heidelberg, Heidelberg, Germany
  • Michael Akbar - Zentrum für Orthopädie, Unfallchirurgie und Paraplegiologie, Universität Heidelberg, Heidelberg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017). Berlin, 24.-27.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocWI28-1306

doi: 10.3205/17dkou260, urn:nbn:de:0183-17dkou2604

Veröffentlicht: 23. Oktober 2017

© 2017 Dapunt et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Implantat-assoziierte Infektionen sind weiterhin eine gefürchtete Komplikation auf dem Gebiet der Orthopädie und Unfallchirurgie. Bakterien können auf der Implantatoberfläche adhärieren, etablieren eine sogenannte Biofilmkolonie und sind in dieser Form besonders schwierig zu diagnostizieren und zu therapieren. Insbesondere Keime der normalen Hautflora erlangen dadurch ein pathogenes Potential. Da sich die Mehrzahl der vorhandenen Studien mit Protheseninfektionen des Hüft-und Kniegelenkes beschäftigt, wurde das therapeutische Vorgehen (z.B. antibiotische Prophylaxe) an diese Ergebnisse angepasst. Ziel dieser Studie war es, eine hohe Anzahl an Patienten mit Implantat-assoziierten Komplikationen an der Wirbelsäule mit Infektverdacht in Hinblick auf das Keimspektrum bzw. den Krankheitsverlauf zu untersuchen.

Methodik: Es wurde eine retrospektive Analyse von Implantat-assoziierten Infektionen der Wirbelsäule an einem einzelnen, spezialisierten Zentrum durchgeführt. Insgesamt wurden zwischen 2010-2014 142 Patienten in die Studie eingeschlossen und folgende Parameter erhoben:

CRP-Konzentration, mikrobiologische Evaluation von Gewebeproben, die Zeitdauer seit der Implantation von Fremdmaterial im Bereich der Wirbelsäule und dem nächsten Revisionseingriff, die primäre Operationsindikation, sowie die Lokalisation der Infektion.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Ähnlich wie im Falle von Protheseninfektionen wurden koagulase-negative Staphylokokken, im speziellen S. epidermidis, am häufigsten nachgewiesen. In etwa 20% der Fälle erbrachte die mikrobiologische Evaluation der Gewebeproben keinen Keimnachweis trotz klinischem Infektverdacht. Im Gegensatz zu Protheseninfektionen konnten deutlich weniger Fälle von Infektionen durch Streptococcus spp. bzw. S. aureus nachgewiesen werden, jedoch mehr Infektionen durch Fäkalkeime. Die Mehrheit der Komplikationen trat bereits unmittelbar nach der Operation auf (60% innerhalb der ersten 2 Monate), wohingegen sogenannte Spätinfekte (nach mehr als 2 Jahren) in lediglich 18% der Fälle nachgewiesen werden konnten.

Koagulase-negative Staphylokokken werden am häufigsten bei Implantat-assoziierten Infektionen an der Wirbelsäule nachgewiesen, gefolgt von Fäkalkeimen. Im Unterschied zu Protheseninfektionen treten Komplikationen meist unmittelbar nach dem Ersteingriff auf, sogenannte hämatogene Spätinfekte werden weniger nachgewiesen, was sich unter anderem durch das unterschiedliche Keimspektrum erklären lässt. Das Keimspektrum sollte bei der Wahl einer antibiotischen Prophylaxe bzw. bei der Durchführung hygienischer Maßnahmen zur Vermeidung einer Kontamination mit Fäkalkeimen in Betracht gezogen werden.