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Video-assistierte Objektivierung von Kniegelenkinstabilitäten: Ist eine Früherkennung verletzungsgefährdeter Sportler möglich?
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Veröffentlicht: | 23. Oktober 2017 |
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Fragestellung: Die Messung des Frontalebenen-Projektionswinkels (FPPA) mittels Huddle-Technique-App ist ein neues video-assoziiertes Instrument, um Kniegelenkinstabilitäten von Leistungssportlern zu ermitteln. Ein Vergleich wird zu etabliert angewandten Winkelmessungen, KT 1000 und KLT Storz sowie subjektiven Instabilitätstests herangezogen. Ziel ist es, eine reproduzierbare Methode zu etablieren, welche dynamische Instabilitäten erfasst, um verletzungsgefährdete Sportler zu erkennen und somit Knieverletzungen vorbeugen zu können.
Methodik: In einer prospektiven Querschnittstudie von 101 jungen Leistungsfußballern ermitteln 3 unabhängige Untersucher den Frontalebenen-Projetionswinkel (FPPA) mit Hilfe eines Sprungtestes (Drop-Test). Hierzu wird die Huddle-Technique App als Messinstrument hinzugezogen. Zusätzlich wird eine subjektive Instabilitätsbewertung der videographisch festgehaltenen Sprungtest durch die Untersucher durchgeführt. Als ergänzende Referenzwerte dienen die bekannten Basiskriterien Lachmanntest, Pivo-Shift-Test , KL1000 und KLT Storz. Zur zusätzlichen Beurteilung der Muskulatur werden die Umfänge der Ober- und Unterschenkel erfasst. Zudem wird differenziert zwischen Schuss- und Standbein.
Ergebnisse: Ein niedriger Frontalebenen-Projektionswinkel, gemessen anhand der Huddle-Technique App, korreliert nicht mit den subjektiv als instabil bewerteten Kniegelenken. Jedoch zeigt sich, dass die subjektive Stabilitätsbeurteilung des mit Hilfe der Huddle-Technique-App video-dokumentierten Sprungtestes untersucherunabhängig reproduzierbar ist. Hier kann die Übereinstimmung der Untersucher als linear gewertet werden. KT 1000 und KLT Storz als Basiskriterium sind statistisch nicht eindeutig reproduzierbar für eine Instabilität. Stellt man die Messungen der Muskulatur des Schuss- und des Standbeines in Zusammenhang mit den in der Huddle-Technique App subjektiv als instabil bewerteten Kniegelenken, lassen sich zusätzliche Schlüsse auf eine zu erwartende Kniegelenkinstabilität ziehen.
Schlussfolgerung: Anhand der Huddle-Technique App lassen sich mit Hilfe des Drop-Testes untersucherunabhängig reproduzierbare Hinweise auf eine Kniegelenkinstabilität verifizieren. Die Etablierung eines FFPA-Grenzwertes, der stabile von instabilen Kniegelenken trennt, erscheint jedoch nicht möglich. Dennoch zeigt dieses Tool eine neue Möglichkeit zur Früherkennung von verletzungsgefährdeten Sportlern. Als Konsequenz können Trainingsabläufe gezielt modifiziert werden und die erzielten Änderungen der Bewegungsmuster in Zukunft auch kontrolliert werden.