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Effektivität unterschiedlicher präklinischer Infusionsregime beim traumatischen Blutungsschock – Eine Auswertung aus dem TraumaRegister DGU
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Veröffentlicht: | 23. Oktober 2017 |
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Fragestellung: Jährlich erleiden in Deutschland über 30.000 Menschen ein Polytrauma. Eine der häufigsten Todesursachen nach Polytrauma sind dabei die Früh- und Spätkomplikationen des hämorrhagischen Schocks. Eine suffiziente Infusionstherapie stellt dabei die wichtigste Basismaßnahme des präklinischen Versorgungsmanagements dar. Die Frage nach Typ, Volumen und Relevanz der präklinischen Infusionstherapie wird dabei bis heute in der Literatur kontrovers diskutiert. Trotz der Veränderungen auf dem Arzneimittelmarkt bei hyperonkotischen Infusionen, sollte die Effektivität unterschiedlicher Infusionsregime untersucht werden
Methodik: In einer multizentrischen, retrospektiven Studie wurden die Daten von 8694 Polytraumatisierten mithilfe des TraumaRegister DGU (2008-2012) untersucht. Die Einschlusskriterien waren: Alter über 16, ISS>8, aufnehmendes Krankenhaus in Deutschland. Ausgeschlossen wurden Patienten, die präklinisch schon mehr als 1500ml als Infusion erhielten, da sich hier durch die small volume resuscitation (SVR) kein relevanter Effekt mehr nachweisen lässt. Es wurden neben den Routinedaten, u.a. die Anzahl der Gabe von Erythrozytenkonzentraten, die Tage auf der Intensivstation und der ventilator free days bestimmt. Weiterhin wurde die Überlegenheit einer Therapie mittels der Revised Injury Severity Classification II (RISC) untersucht und die standardised mortality ratio (SMR) berechnet.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: 10,9% (n=953) wurden präklinisch mittels hypertoner-hyperonkotischer Lösung therapiert, 54,1% (n=4704) mittels der Gabe von kristalloider und kolloidaler (krist+koll) Infusionstherapie und 34,9% (n=3037) allein durch die Gabe von kristalloiden Lösungen. Insgesamt zeigte sich bei nahezu allen erhobenen Parametern die größere Verletzungsschwere der Patienten in der SVR-Gruppe. Diese zeigte im Schnitt einen NISS von 39,58, Krist+Koll 34,74 und Krist. 30,56. In keinem der untersuchten Aspekte, zeigte sich letztlich eine Überlegenheit der SVR gegenüber den anderen Infusionstherapien. Die SMR liegt in der Gruppe der SVR bei 1,04 (Mortalität 34,5%, erwartet 33,1), bei krist+koll 1,0 (22,0%; 22,0) und bei krist. 0.99 (16,5%; 16,7), damit ergibt sich kein signifikantes Ergebnis (p=0,47). Weiterhin ausgewertet wurden insbesondere die Patienten, die bei Aufnahme im Schockraum einen Blutdruck von >90mmHg hatten. Auch hier konnte langfristig keine Überlegenheit der SVR oder eines anderen Infusionsregimes gezeigt werden.
Die Small Volume Resuscitation ist im Vergleich von 8694 Schwerstverletzten im Langzeitvergleich nicht überlegen. Die Daten konnten zeigen, dass sie insbesondere bei schwerer verletzten Patienten eingesetzt wird und insbesondere überdurchschnittlich häufig gemeinsam mit der Gabe von Katecholaminen Anwendung findet. Eine Aussage über die kurzfristige Überlegenheit lässt sich hieraus nicht ableiten.