Artikel
Ist die anatomische Reposition von Wirbelkörperfrakturen minimalinvasiv möglich? Ergebnisse einer prospektiven Studie mit Tektona – einem neuen Kyhpoplastieverfahren
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 23. Oktober 2017 |
---|
Gliederung
Text
Fragestellung: Zur minimalinvasiven Stabilisierung von traumatischen und osteoporotischen Wirbelkörperkompressionsfrakturen werden neben den klassischen Schrauben-Stabsystemen und der Kyphoplastie vermehrt expandierbare Implantate mit und ohne Zement verwendet. Ziel ist idealerweise eine Reduzierung der resultierenden kyphotischen Fehlstellung und Frakturstabilisierung mit und ohne Spondylodese. Bisher unzureichend ist bei allen Verfahren die anatomische Reposition der Grund- und Deckplatte und damit Vermeidung von Bandscheibendegeneration und folgender Spondylarthrose. Ein neues System mit einer steuerbaren expanbierbaren Lamelle, ermöglicht die gezielte intravertebrale Reposition der Grund- und Deckplatte bei Kompressionsfrakturen. Ziel unserer Studie war der Nachweis der Anwendungssicherheit und des Repositionspotentials dieses Systems.
Methodik: Im Rahmen dieser prospektiven, multizentrischen Anwendungsbeobachtung wurden alle mit dem neuen System behandelten Wirbelkörperfrakturen seit Mai 2015 eingeschlossen (Evidenzlevel II). Zur radiologischen Evaluation wurden prä- und direkt postoperativ CT-Untersuchungen und Röntgenaufnahmen durchgeführt. Dabei wurden alle Höhenänderungen, der vertebrale und segmentale Kyphosewinkel und das Leakageverhalten bestimmt. Um klinische Änderungen der Funktion und der Lebensqualität zu beurteilen, wurden der Oswestry Disabilty Score, der EQ 5D und die Schmerzlinderung anhand der Visuellen Analogskala (VAS) erhoben. Der Nachuntersuchungszeitraum betrug 3 Monate. Die Daten sind angegeben als Mittelwert mit Standardabweichung bzw. als Deltawert (p<0,05; Unterschiede wurden mittels parametrischer oder nichtparametrischer statistischer Tests ausgewertet).
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt konnten 56 Patienten (Durchschnittsalter 77,7±9,3 Jahre) beobachtet werden. Dabei wurden zumeist osteopene und osteoporotische A1 und A3 Frakturen stabilisiert. Die eingebrachte Zementmenge lag im Mittel bei 6,1±2,7ml (31,7% Zementleakage (CT-morphologisch evaluiert)), wobei keine verfahrensbedingten Komplikationen auftraten. Der vertebrale und segmentale Kyphosewinkel reduzierten sich durchschnittlich um 3,9°±5,6° und 2,0°±7,0°, der Höhengewinn an Vorderkante betrug 9,9%±14,0%, das Wirbelkörpervolumen stieg um 10,6%±8,1%. Der VAS verbesserte sich um 68,2%±24,9%.
Diese Anwendungsbeobachtung zeigt, dass die neue Technik ein sicheres Verfahren zur Stabilisierung von Wirbelkörperkompressionsfrakturen ist und darüber hinaus die Reposition von Grund- und Deckplatte ermöglicht. Denkbar ist auch das Verfahren als Repositionstool bei traumatischen Frakturen jüngerer Patienten in Kombination mit Schrauben/Stabsystemen zu verwenden. Die Ergebnisse müssen noch in randomisierten, vergleichenden Studien evaluiert werden.