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Multimodales, intraoperatives Neuromonitoring während chirurgischer Hüftgelenkluxation via Trochanter-Flip-Osteotomie
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Veröffentlicht: | 23. Oktober 2017 |
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Fragestellung: Nervenverletzungen stellen eine schwerwiegende Komplikation nach Hüftgelenkoperationen dar, die zu einem irreversiblen Funktionsverlust für den Patienten führen können. Auch nach der von Ganz beschriebenen chirurgischen Hüftgelenkluxation via Trochanter-Flip-Osteotomie wurden Nervenverletzungen beobachtet. Ziel dieser Studie war es, die Durchführbarkeit und Patientensicherheit von intraoperativem Neuromonitoring während offener, hüftgelenkerhaltender Operationen mittels chirurgischer Hüftgelenkluxation via Trochanter-Flip-Osteotomie zu untersuchen.
Methodik: Zwischen März 2015 und März 2016 erhielten 25 Patienten (Durchschnittsalter: 38,5 ± 12,9 Jahre) eine chirurgische Hüftgelenkluxation via Trochanter-Flip-Osteotomie aufgrund eines femoroazetabulären Impingements. Alle Operationen wurden vom gleichen Operateur durchgeführt. Somatosensibel evozierte Potentiale (SSEP) der oberen und unteren Extremitäten, transkranielle motorisch evozierte Potentiale (TcMEP) der unteren Extremitäten sowie eine Elektromyographie (EMG) der unteren Extremitäten wurden während der Operation abgeleitet und aufgezeichnet.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: In insgesamt 12 Fällen (48%) wurde eine transiente Reduktion der aufgezeichneten Parameter festgestellt. Bei zehn Patienten kam es zu einem temporären Abfall der SSEPs der betroffenen Seite nach durchschnittlich 36,7 ± 13,9 Minuten nach Dislokation der Hüfte. Durchschnittlich 6,7 ± 4,9 Minuten nach Relokation der Hüfte normalisierten sich die SSEPs wieder. In einem Fall wurde 44 Minuten nach Dislokation der Hüfte eine Reduktion der TcMEP festgestellt, was sich 26 Minuten nach Relokation der Hüfte wieder normalisierte. In einem Fall wurde eine Reduktion der TcMEP während der Tochanter-Osteosynthese beobachtet. Postoperativ zeigte keiner der Patienten ein sensomotorisches Defizit. Im Rahmen der postoperativen Nachsorge zeigten sich keine Neuromonitoring-assoziierten Komplikationen.
Nach unserem Kenntnisstand ist dieses die erste Studie zur Durchführbarkeit und Patientensicherheit von intraoperativem Neuromonitoring bei der chirurgischen Hüftgelenkluxation via Trochanter-Flip-Osteotomie. Insbesondere die Situation unmittelbar nach Luxation des Gelenks (Lagerung auf dem OP-Tisch, Positionierung von Hebeln und Hacken) scheint ein Risiko für nervale Strukturen darzustellen. In Anbetracht der doch hohen Anzahl von beobachteten Veränderungen von SSEPs und TcMEPs ist es daher möglicherweise gerechtfertigt bei Hoch-Risiko-Patienten, bei denen mit einer verlängerten OP-Dauer gerechnet werden muss (z.B. Übergewicht, operative Revisionen, ausgeprägte Deformität) das intraoperative Neuromonitoring in die klinische Routine zu implementieren.