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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017)

24.10. - 27.10.2017, Berlin

Hüftsonografie-Screening: Ist bei Frühgeborenen ein alpha-Winkel unter 60° unreif oder physiologisch?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Sebastian Koob - Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Bonn, Germany
  • Leon Brodhun - Klinik für Orthopädie & Unfallchirurgie, Uniklinik Bonn, Bonn, Germany
  • Michael Kehrer - Orthopädie und Unfallchirurgie Uniklinik Bonn, Universitätsklinik Bonn, Orthopädie und Unfallchirurgie, Bonn, Germany
  • Anne Zillekens - Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Bonn, Germany
  • Jan Schmolders - Universitätsklinikum Bonn, Orthopädie/Unfallchirurgie, Bonn, Germany
  • Richard Placzek - Klinik für Orthopädie & Unfallchirurgie, Uniklinik Bonn, Bonn, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017). Berlin, 24.-27.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocWI19-477

doi: 10.3205/17dkou180, urn:nbn:de:0183-17dkou1805

Veröffentlicht: 23. Oktober 2017

© 2017 Koob et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Mit der Entwicklung der Hüftsonographie n. Graf wurde 1996 eine effiziente Screeningmethode in Deutschland im Rahmen der kindlichen Vorsorgeuntersuchung aufgenommen.Neben den allgemein akzeptierten Risikofaktoren für das Vorliegen einer Hüftdysplasie, wie Zwillingsgeburt, Beckenendlage, familiärer Disposition und Oligohydramnion, ist auch bei der Frühgeburt des Kindes ein pathologischer Einfluss auf die Hüftreife denkbar, da die im Mutterleib typische Stellung der kindlichen Hüftgelenke aufgehoben wird. In einer vorangegangenen Studie in unserer Klinik konnten wir feststellen, das die Rate an Dysplasien in unserem Kollektiv an Frühgeborenen nicht erhöht war, wohl aber die Anzahl an Hüftreifungsverzögerungen. Bei alpha-Winkeln zwischen 60° und 50° besteht nach anerkannter Meinung eine Hüftreifungsverzögerung. In einer weiteren Untersuchung an unserem Kollektiv gingen wir der Frage nach, ob bei Frühgeborenen auch geringere Alpha-Winkel als 60° als Hüftreifezeichen zulässig seien.

Methodik: 254 Säuglinge (143 männlich, 111 weiblich, 508 Hüftgelenke), welche vor der 37. SSW, jedoch ohne weitere Risikofaktoren wie Zwillingsgeburt, Beckenendlage, familiärer Disposition und Oligohydramnion zur Welt kamen, und 260 Normalgeborene (38-42 SSW., 136 männlich, 124 weiblich, 520 Hüftgelenke) ohne die genannten Risikofaktoren wurden in diese retro-spektive Studie eingeschlossen.

Es erfolgte eine klinische Untersuchung und Hüftsonografie n. Graf in der 1. Lebenswoche. Eine weitere Untersuchung fand zur U3 in der 4. Lebenswoche statt. Beide Hüftgelenke eines Säuglings wurden in der Studie erfasst. Die Gruppenergebnisse wurden mittels statistischer Verfahren ausgewertet und verglichen (SPSS-Software, Fa. IBM).

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Im Kollektiv der Frühgeburten (n=254) kamen 224 Neu-geborene (448 Hüften, 88,19%) zwischen der 37. und 32. SSW, 56 (112 Hüften, 22,05%) zwischen der 32. und 28. SSW und 2 (4 Hüften, 0,79%) vor der 28. SSW zur Welt. 421 Hüftgelenke (82,87%) waren ausgereift. Bei 80 Hüftgelenken (15,75%) bestand eine Hüftftreifungsverzögerung (Typ IIa n. Graf), welche nach 4 Wochen in allen Fällen nicht mehr nachzuweisen war.

Die Gruppe der Frühgeborenen mit Hüftreifungsverzögerung (Typ IIa n. Graf) zeigten statistisch signifikant geringere alpha-Winkel von 55 +/- 2,5° im Vergleich zu den Normalgeborenen. Zum korrigierten Gestationsalter von 40 Wochen waren alle Hüften ohne Therapie ausgereift (Typ Ia n. Graf). Auf der Grundlage dieser Untersuchung schlagen wir vor, dass bei Frühgeborenen von den klassischen Winkelgraden n. Graf abgewichen werden kann und auch alpha-Winkel zw. 60° und 55° als physiologisch und reif gelten.