gms | German Medical Science

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017)

24.10. - 27.10.2017, Berlin

Transfer von Intercostalnerven zur Rekonstruktion von Ellenbogenbeugung und Schulterfunktion bei Verletzungen des Plexus brachialis

Meeting Abstract

Suche in Medline nach

  • presenting/speaker Richarda Boettcher - Schwerpunkt für rekonstruktive Chirurgie , Unfallkrankenhaus Berlin, Berlin, Germany
  • Ulrike Schnick - Schwerpunkt für rekonstruktive Chirurgie , Unfallkrankenhaus Berlin, Berlin, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017). Berlin, 24.-27.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocWI15-1406

doi: 10.3205/17dkou145, urn:nbn:de:0183-17dkou1450

Veröffentlicht: 23. Oktober 2017

© 2017 Boettcher et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Fragestellung: Das Verletzungsmuster eines Polytraumas führt häufig zu einer Verzögerung der operativen Versorgung einer Läsion des Plexus brachialis. Dabei stehen zur motorischen Rekonstruktion sowohl intraplexale Verfahren mit Nerventransplantaten oder -transfers als auch extraplexale Nerventranspositionen zur Verfügung. Intercostalnerven können als motorische Spendernerven verwendet werden. Dem Nachteil einer relativ geringen Axonzahl stehen eine verkürzte Entfernung zur motorischen Endplatte und damit schnellere Reinnervation gegenüber. Bei kompletten Plexusläsionen sind die zur Verfügung stehenden motorischen Spendernerven limitiert, so dass den Intercostalnerven eine wesentliche Bedeutung zukommt. Überprüft wird, ob die Verwendung der Intercostalnerven im Vergleich zu intraplexalen Rekonstruktionen und kontralateralen C7-Transfers gleiche oder bessere Ergebnisse erreicht.

Methodik: Zwischen 01/2010 und 12/2014 wurden 56 Patienten mit einer Läsion des Plexus brachialis operiert, wobei in 18 Fällen 2 oder 3 Intercostalnerven für die Neurotisation des N. musculocutaneus verwendet wurden. Bei 12 Patienten wurde der N. axillaris duch 2 Intercostalnerven neurotisiert, wobei in der Regel zusätzlich der endständige N. accessorius für den N. suprascapularis zur Anwendung kam. Bei der Neurotisation durch Intercostalnerven wurde grundsätzlich auf eine zusätzliche Verwendung des N. phrenicus als Spendernerv verzichtet. Alle Patienten wurden standardisiert nachuntersucht und die Ergebnisse retrospektiv ausgewertet.

Ergebnisse: 13 Patienten mit Rekonstruktion des Ellenbogenbeugung konnten über 18 Monate nach Operation untersucht werden. Dabei wiesen 9/13 eine Kraft mindestens gegen die Schwerkraft (Kraftgrad 3/5 Medical Research Council) auf (MRC 3: n=2, MRC 4: n=6, MRC 5: n=1). Der Median des Bewegungsausmaßes betrug 90°. Für die Schulterfunktion konnten 8 Fälle mit einer Nachbeobachtungszeit von über 18 Monaten evauiert werden. 8/10 Patienten zeigten mindestens einen Kraftgrad 3/5 (MRC 3: n=6, MRC 4: n=2). Die aktive Schulterabduktion lag im Median bei 40°, wobei die Elevation nach vorne regelhaft besser war. Insgesamt zeigte die Verwendung der Intercostalnerven einen Erfolg mit einen Kraftgrad mindestens 3/5 für die Ellenbogenbeugung oder Schulterfunktion von 74%. An perioperativen Komplikationen wurde zweimal ein Pneumothorax beobachtet. Weitere Komplikationen wurden auch langfristig nicht beobachtet.

Schlussfolgerung: Der Transfer von Intercostalnerven zur Neurotisation des N. musculocutaneus und N. axillaris ist eine sichere und zuverlässige operative Möglichkeit zur Funktionsrekonstruktion. Der Vergleich zu anderen operativen Konzepten bei C5-C8 oder kompletten C5-T1 Läsionen zeigt mindestens gleiche bis bessere Ergebnisse. In Kombination mit zusätzlichen kontralateralen Transfers und freien Muskeltransplantaten eröffnen sie Möglichkeiten zur erweiterten Funktionsrekonstruktion einschließlich der Handfunktion.