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HWS AIS 6 – not treatable?
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Veröffentlicht: | 23. Oktober 2017 |
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Fragestellung: Zur Einteilung und Beschreibung von polytraumatisierten Patienten gibt es viele Scoringsysteme. Die Association for the Advancement of Automotive Medicine (AAAM) schuf mit dem Abbreviated Injury Scale (AIS) ein heute universell eingesetztes Scoringwerkzeug für das unfallchirurgische Fachgebiet, mit dem Patienten eingeschätzt werden können. Letztmalig 2008 kam es zu einer Revision des AIS, wobei sich die Einteilungen in Schweregrade nicht veränderten. Ein AIS 6 Code gilt auch heute noch als maximal und nicht therapierbar. Bezogen auf die Kopf/Hals Region ist hier eine Verletzung der Halswirbelsäule mit einer Verletzung des Rückenmarksegmentes oberhalb von C4 eine AIS 6 Verletzung. Aus der präklinischen und klinischen Erfahrung zeigt sich, dass Patienten mit dieser Verletzung, welche die Klinik erreichen, eine hohe Überlebenswahrscheinlichkeit haben. Dies deckt sich nur unzureichend mit den Vorgaben durch den Abbreviated Injury Scale. Diese Einschätzung wurde am Traumakollektiv des TraumaRegister DGU® (TR-DGU) und anhand des RISC II untersucht.
Methodik: Die Nachuntersuchung erfolgte anhand des Datensatzes des TraumaRegister DGU® (TR-DGU) als retrospektive Multicenter Studie. Es erfolgte die Analyse von Patienten mit Rückenmarkverletzungen oberhalb von C4, welche lebend die Klinik erreichten.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Von 102.553 Patienten konnten 612 Patienten eingeschlossen werden. 441 Patienten waren männlich (72,3%). 391 Patienten (63,9%) starben im Verlauf der Behandlung. Von diesen Patienten verstarben 170 Patienten in den ersten 24h. Entgegen der mit dem RISC II vorausberechneten Sterblichkeit von 81,4%, zeigt sich eine tatsächliche Sterblichkeit von 63,9%.
Trotz der Vorhersage einer nicht überlebbaren Verletzung durch den AIS, zeigt sich im klinischen Alltag die Chance zum Überleben der hohen Rückenmarkverletzung. Für den AIS bedeutet dies, dass für die cervicale Verletzung mit Rückenmarkschädigung eine nicht eindeutige Vorhersage getroffen werden kann. Ebenfalls für den aus dem Traumaregister berechneten RISC II zeigt sich ein deutlicher Unterschied bezüglich Vorhersage und tatsächlichem Verlauf.