gms | German Medical Science

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017)

24.10. - 27.10.2017, Berlin

Die Gelenkreibung im Hüftgelenkersatz nach statischer Belastung

Meeting Abstract

Suche in Medline nach

  • presenting/speaker Philipp Damm - Julius Wolff Institut, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Germany
  • Alwina Bender - Julius Wolff Institut, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Germany
  • Georg N. Duda - Charité-Universitätsmedizin Berlin, Julius-Wolff-Institut, Berlin, Germany
  • Georg Bergmann - Julius Wolff Institut, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017). Berlin, 24.-27.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocWI14-110

doi: 10.3205/17dkou139, urn:nbn:de:0183-17dkou1390

Veröffentlicht: 23. Oktober 2017

© 2017 Damm et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Fragestellung: Die Reibung zwischen Kopf und Pfanne ist ein wesentlicher Faktor für die Lebensdauer des Gelenkersatzes und dessen Gleitflächen. Bei bis zu 40% aller Revisionen muss infolge des Abriebs die Pfanne bzw. das Inlay ausgetauscht werden [Can. Inst. Of Health Inf., 2008]. Erste Untersuchungen mit instrumentierten Implantaten haben gezeigt, dass die Reibung beim kontinuierlichen Gehen im Verlauf des Gangzyklus stetig ändert [Damm et. al 2015]. Im Alltag kommt es jedoch auch immer wieder zu kurzen Unterbrechungen des Ganges. Im Rahmen einer Simulator-Studie konnte gezeigt werden, dass die Reibung nach einer kurzen statischen Belastung deutlich erhöht ist [Morlock et al. 2000].

Ziel der Studie war es das wirkende Anlaufmoment während des Gehens nach einer kurzen statischen Belastung in vivo zu untersuchen.

Methodik: Für die in vivo Messung wurde ein instrumentiertes Implantat mit einer Al2O3/XPE Gleitpaarung verwendet [Damm et al., 2010 ]. An den Messungen nahmen 10 Patienten teil (8m/2w; ø 58Jahre, ø 93kg). Die Messungen wurden 17 Monate pOP (12-31) durchgeführt. Die Gelenkkontaktkraft Fres wurde in % des Körpergewichtes (KG) und das Reibmoment Mres in %KGm gemessen.

Aus allen aufgezeichneten Gangzyklen wurden die mittleren Belastungen einzeln für jeden Patienten und Schritt [Bender and Bergmann, 2011], sowie der individuelle dreidimensionale Reibkoeffizient (μ) bestimmt und die Änderungen der Gelenkreibung in Abhängigkeit der durchgeführten Schritte statistisch ausgewertet (Wilcoxon test; p?0,05).

Ergebnisse und Schlussfolgerung: In Abbildung 1 [Abb. 1] sind die mittleren Verläufe von Fres, Mres und µ der ersten 4 Schritte nach einer Gehpause dargestellt.

Beim Gehen zeigt Fres zwei typische Maxima, zum Zeitpunkt des kontralateralen Zehenablösens (CTO) und Fersenkontaktes (CHS). Während der ersten 4 Schritte nach einer kurzen Pause (ø 15s) waren die Maxima von Fres mit 266%KG (CTO) und 246%KG (CHS) annähernd konstant (Abbildung 1 [Abb. 1]).

Die Gelenkreibung (Mres, μ ) änderte sich hingegen von Schritt zu Schritt. Im Vergleich zum kontinuierlichen Gehen war die Gelenkreibung (Mres, μ ) während des ersten Schrittes im Mittel signifikant um 50% (CTO) bzw. zum 23% (CHS) erhöht.

Im Rahmen dieser Studie konnte erstmals gezeigt werden, dass die in vivo wirkende Reibung im Hüftgelenk schon nach einer kurzeitigen statischen Belastung um bis zu 50% erhöht ist. Hohe Reibmomente im Hüftgelenk belasten nicht nur die Gleitpaarungen tribologisch, sondern darüber hinaus auch das Pfannen/Becken-Interface bzw. das Taper-Interface mechanisch. Sie sind somit potentielle Risikofaktoren für die Lebensdauer einer Gelenkersatzes, insbesondere in der frühen postoperativen Phase bei einer noch nicht vollständig abgeschlossen knöchernen Integration.