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Wunsch und Wirklichkeit. Wie genau lässt sich die postoperative Hüftgelenksbeweglichkeit intraoperative tatsächlich schätzen?
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Veröffentlicht: | 23. Oktober 2017 |
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Fragestellung: Die postoperative Beweglichkeit ist ein wichtiges Qualitätskriterium nach Implantation eines künstlichen Hüftgelenkes. Dazu prüft der orthopädische Chirurg bereits intraoperativ sämtliche Freiheitsgrade ab. In der vorliegenden Arbeit wurde die Schätzgenauigkeit der chirurgischen Bewegungsprüfung bei der intraoperativen Bewegungstestung analysiert und mögliche Zusammenhänge zwischen der Abschätzungspräzision und patientenanthropometrischen Daten sowie der Berufserfahrung des Operateurs evaluiert.
Methodik: Im Rahmen einer Subgruppenanalyse einer klinisch kontrolliert-prospektiven Studie wurde mit Hilfe eines bildfreien Navigationssystems bei 60 Patienten eine zementfreie Hüftgelenktotalendoprothese (HTEP) über einen minimalinvasiven anterolateralen Zugang in Seitenlage implantiert. Vier erfahrene orthopädische Chirurgen (zwei mit >10 Jahren, zwei mit >20 Jahren Berufserfahrung in der Hüftendoprothethik) führten nach Implantation einer zementfreien HTEP in Seitlage bei abgedecktem Navigationsbildschirm eine isolierte Extension, Flexion, Abduktion, Innenrotation bei 90° Flexion und Außenrotation bei 90° Flexion durch. Simultan wurde die dreidimensionale Beinposition mit Hilfe des bildfreien Navigationssystems registriert und in Zusammenschau mit den Schätzwerten verglichen. Ergänzend erfolgte eine multivariate Analyse möglicher anthropometrischer Beeinflussungsfaktoren auf die chirurgische Schätzgenauigkeit.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die mittlere Differenz zwischen den navigationsbasierten Messungen und den intraoperativen Abschätzungen durch den Chirurgen lagen bei -5,6° (+/-10,9°; -17° - 30°) für die Flexion bzw. -0,4° (+/-10,7°; -24 - 30°) für die Extension, 8,7° (+/-9,0°; -10° - 34°) für die Abduktion, 5,9° (+/-18,3°; -58° - 68°) für die Außenrotation und -5,8° (+/-12,1°; -38° - 22°) für die Innenrotation. Die multivariate Analyse zeigte keinen Zusammenhang zwischen der Schätzgenauigkeit und patientenanthropometrischen Daten wie BMI, Alter, Geschlecht und Arthrosegrad. Es bestand eine signifikante Korrelation zwischen der Schätzgenauigkeit der Extension und der Erfahrung des Operateurs (p<0,01, HR=0,12). Für andere Bewegungsrichtungen war kein Zusammenhang zur Berufserfahrung nachweisbar.
Auch erfahrene orthopädische Chirurgen können sich bei der intraoperativen Bestimmung des Bewegungsausmaßes eines künstlichen Hüftgelenkes durch Beckenbewegungen in einem klinisch relevanten Bereich und mit relevanter Häufigkeit täuschen. Für eine exakte intraoperative Bestimmung des prothetischen Bewegungsausmaßes scheinen technische Hilfsmittel empfehlenswert.