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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015)

20.10. - 23.10.2015, Berlin

Schwerverletzt im Wintersport – Eine Analyse mit dem Traumaregister DGU

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Christian D. Weber - RWTH Aachen, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Aachen, Germany
  • Martijn Hofman - Universitätsklinik und Poliklinik der RWTH Aachen, Medizinische Fakultät, Abteilung für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Aachen, Germany
  • Klemens Horst - Universitätsklinikum Aachen, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Aachen, Germany
  • Rolf Lefering - Private Universität Witten/Herdecke, Institut für Forschung in der operativen Medizin (IFOM), Köln, Germany
  • Thomas Dienstknecht - Universitätsklinik und Poliklinik der RWTH Aachen, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Schwerpunkt Unfallchirurgie, Aachen, Germany
  • Hans-Christoph Pape - Universitätsklinik und Poliklinik der RWTH Aachen, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Schwerpunkt Unfallchirurgie, Aachen, Germany
  • DGU Traumaregister - Private Universität Witten/Herdecke, Institut für Forschung in der operativen Medizin (IFOM), Köln, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015). Berlin, 20.-23.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocPO30-323

doi: 10.3205/15dkou846, urn:nbn:de:0183-15dkou8460

Veröffentlicht: 5. Oktober 2015

© 2015 Weber et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Waehrend die ueberwiegende Mehrzahl von Unfallopfern in Deutschland dem Strassenverkehr zugeordnet werden koennen, sind im Traumaregister DGU auch Tausende von schweren Sportverletzungen erfasst.

Die Zielsetzung dieser Untersuchung war der Vergleich von drei unterschiedlichen Wintersportarten: Alpinski, Snowboard und Schlitten.

Hypothese: Die drei Wintersportarten unterscheiden sich hinsichtlich Epidemiologie, Verletzungsbild und Mortalitaet.

Methodik: Mit Hilfe des Traumaregisters DGU wurden Patienten mit schweren Verletzungen infolge von Wintersportunfaellen identifiziert. Dies erfolgte ueber die kombinierte Beschreibung durch die Angabe "Sturz >3m" und gleichzeitiger Freitextangabe ("Schlitten") oder ueber die Freitextbeschreibung des Unfallmechanismus (z.B. "Snowboarder gegen Baum"). Eingeschlossen wurden Unfaelle infolge folgenden drei Sportarten: Alpinski, Snowboard und Schlitten.

Die statistische Analyse (Zeitraum: 1993-2012) umfasste demographische Daten, Verletzungsschwere (ISS), -muster (AIS), Physiologie (GCS, Schockparameter, Hypothermie), Rettungsmodalität (RTW/RTH), operative Versorgung, Liegedauer, Komplikationen und Outcome (MOV, GOS, Mortalitaet), und erfolgte mittels SPSS nach Freigabe durch das Reviewboard (TR-ID 2013-50).

Ergebnisse: Insgesamt konnten 243 Wintersportler mit schweren Verletzungen eingeschlossen werden. Gruppen: Alpinski (n=174), Snowboard (n=29) und Schlitten (n=40). Alpinski war mit der hoechsten Verletzungsschwere assoziiert (ISS 20.8 14), gefolgt von Snowboarding (ISS 18.7 14) und Rodeln (ISS 13.8 9.5). Snowboarder wiesen die hoechste Rate an Bewusstlosigkeit am Unfallort auf(31.8%) und die hoechste Intubationsrate (40.9%). Betroffene Wintersportler waren ueberwiegend maennlich und ein erheblicher Teil war hypotherm beim Eintreffen im Schockraum, trotz eines hohen Anteils an Luftrettung (77%). Die Verletzungen unterschieden sich zwischen den Gruppen erheblich: Alpinski war mit der hoechsten Rate an Kopfverletzungen (47.1%), Thorax (40.2%) und Wirbelsaeulenverletzungen assoziiert(40.9%). Skiverletzungen wiesen auch die hoechste Rate an haemorrhagischem Schock und Mortalitaet auf.

Schlussfolgerung: Waehrend sich die Literatur ueberwiegend auf sportartspezifische Monoverletzungen fokussiert, konnten im Rahmen dieser Untersuchung Daten ueber die Epidemiologie mehrfachverletzter Wintersportler, Rettungsbedingungen, klinische Versorgung und direkte Behandlungskosten gewonnen werden. Alle drei Wintersportarten betreffen unterschiedliche Altersgruppen und resultieren in verschiedene Verletzungsmuster. In der Unfallversorgung sollten das Hypothermierisiko und sportartenspezifische Verletzungsbilder beruecksichtigt werden.


Literatur

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