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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015)

20.10. - 23.10.2015, Berlin

Kreislaufüberwachung nach SSPDA mit Sufentanil bei Patienten mit obstruktivem Schlafapnoesyndrom, eine Fallstudie

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Ina Kox - Orthopädische Universitätsklinik Essen, Essen, Germany
  • Tjark Tassemeier - Orthopädische Universitätsklinik Essen, Essen, Germany
  • Marcel Haversath - Orthopädische Universitätsklinik Essen, Essen, Germany
  • Marcus Jäger - Orthopädische Universitätsklinik Essen, Essen, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015). Berlin, 20.-23.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocPO30-285

doi: 10.3205/15dkou841, urn:nbn:de:0183-15dkou8414

Veröffentlicht: 5. Oktober 2015

© 2015 Kox et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die Single-Shot-Periduralanästhesie (SSPDA) ist ein mögliches Therapieverfahren bei Erkrankungen der LWS. Häufig kommen ein Lokalanästhetikum, ein Steroidpräparat und ein Morphinderivat zur Anwendung. Aufgrund möglicher Kreislaufwirksamkeit wird eine Überwachung der Vitalparameter mit initial kontinuierlichem Monitoring empfohlen.

Die vorgestellte Fallstudie befasst sich mit der Frage, ob bei Patienten mit vorbestehendem obstruktivem Schlafapnoesyndrom (OSAS) und nächtlicher positiver Überdruckbeatmung (CPAP) eine Verlängerung der Überwachung nach epiduraler Gabe von Sufentanil notwendig ist.

Methodik: Bei einem 60-jährigen Patient mit degenerativem LWS-Syndrom bestand eine chronische Lumbalgie mit pseudoradikulärer Ausstrahlung und Einschränkung der Gehstrecke. An Vorerkrankungen war außerdem ein OSAS mit nächtlichem CPAP bekannt.

Klinisch äußerte sich ein Druckschmerz tief lumbal sowie ein Reklinationsschmerz bei unauffälliger Sensomotorik.

In den Röntgenaufnahmen waren degenerative Veränderungen nachweisbar, im MRT Stenosen in den Segmenten L4-S1.

Es wurde eine SSPDA unter Verwendung von Triamcinolon, Ropivacain und Sufentanil durchgeführt. Sie erfolgte am nüchternen Patienten unter Monitorüberwachung mit kontinuierlicher Messung von Blutdruck, Puls und SpO2. Nach 30-minütiger Überwachung wurde der Patient auf die Normalstation verlegt. Dort klagte er über Schwindel bei unauffälligen Vitalparametern, auch noch 60 min nach SSPDA. 75 min nach SSPDA wurde er im Herz-Kreislauf-Stillstand aufgefunden. Reanimationsmaßnahmen wurden sofort für 30 min durchgeführt. Infolge der Hypoxie entwickelte sich ein apallisches Syndrom.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Epidural administrierte Opioide können zu einer biphasischen Atemdepression führen. Nach PDA findet sich hierfür eine Häufigkeit von 0,25-0,4%. Die dosisabhängige Reduktion der Co2-Antwortkurve ist noch 10-17 h nach Morphingabe nachweisbar. Ein erhöhtes Risiko besteht bei Patienten mit OSAS. Aufgrund der längeren Halbwertszeit ist das Risiko einer Atemdepression nach Morphin im Vergleich zu Sufentanil erhöht.

Die Kontrolle der Vitalparameter wird für 2 h nach epiduraler Opioidgabe empfohlen, davon initial

20 min Monitorüberwachung, gefolgt von punktuellen Kontrollen mindestens stündlich. Eine Intensivierung der Überwachung bei Patienten mit erhöhtem Risiko wird angeraten.

Es sind 121 Fälle von kardiorespiratorischen Komplikationen bei Patienten mit OSAS nach epiduraler Opioidgabe über 24 Jahre beschrieben. Davon erhielten 96,7% Morphin, in 93,4% war es eine einmalige Gabe. Von fünf schweren Komplikationen verstarben drei. Vier traten nach kontinuierlicher epiduraler Fentanylgabe und nicht-behandeltem OSAS auf.

Wir kommen zu dem Schluss, dass bei Patienten mit OSAS und häuslichem CPAP eine Monitorüberwachung für mindestens 2 h nach einmaliger epiduraler Gabe von Sufentanil erfolgen sollte, gefolgt von stündlichen Kontrollen der Vitalparameter. CPAP sollte in den ersten 24 h nach Infiltration zum Schlafen konsequent zur Anwendung kommen.