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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015)

20.10. - 23.10.2015, Berlin

Posttraumatische Extremitäten-Rekonstruktion mit dem freien mikrovaskulären M. gracilis-Lappen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Annika Arsalan-Werner - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Frankfurt am Main, Frankfurt, Germany
  • Isabella Mehling - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Frankfurt am Main, Frankfurt, Germany
  • Vanessa Arnoldi - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Frankfurt am Main, Frankfurt, Germany
  • Wibke Moll - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Frankfurt am Main, Frankfurt, Germany
  • Michael Sauerbier - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Frankfurt am Main, Frankfurt, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015). Berlin, 20.-23.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocPO29-1593

doi: 10.3205/15dkou825, urn:nbn:de:0183-15dkou8252

Veröffentlicht: 5. Oktober 2015

© 2015 Arsalan-Werner et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die freie, mikrovaskulär anastomosierte Transplantation eines M. gracilis ist ein bewährtes plastisch-chirurgisches Verfahren zur funktionellen Wiederherstellung und Weichteildeckung und wird seit Mai 2013 an unserer Institution durchgeführt. Bei Extremitäten-Verletzungen führen auch geringe Traumata auf Grund des teilweise dünnen Weichteilmantels zu Lappen-pflichtigen Defekten. Ziel der Studie war es, unsere Ergebnisse hinsichtlich der Praktikabilität, Variabilität und Verlässlichkeit des M. gracilis-Lappens bei Extremitäten-Rekonstruktion zu evaluieren.

Methodik: Im Zeitraum von Mai 2013 bis November 2014 erfolgte bei 16 Patienten eine Defektdeckung der Extremitäten durch freie M. Gracilis-Lappenplastik.

Bei drei Patienten bestand ein Weichteildefekt an der oberen und bei 14 Patienten an der unteren Extremität.

Es erfolgte eine retrospektive Analyse des dokumentierten stationären und poststationären Verlaufs hinsichtlich der Praktikabilität, der Liegedauer, und der aufgetretenen Komplikationen nach mikrovaskulärer Gracilis-Transplantation durch.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Operationen erfolgten bei 10 Männern und 6 Frauen ausschließlich nach durch Traumata entstandenen Weichteilproblematiken. Bei 8 Patienten lag eine Unterschenkelfraktur, bei 4 Patienten eine Fraktur des Kalkaneus und bei einem Patienten eine Fraktur des Mittelfußes vor. Drei Patienten hatten eine traumatische Handverletzung erlitten. In 6 von 16 Fällen bestand eine posttraumatische Osteitis. Die Defektgröße variierte zwischen 4x8 cm und 6x14 cm.

Bei allen Patienten konnte die Extremität erhalten werden.

In allen Fällen wurde die Lappenentnahmestelle primär verschlossen und es erfolgte eine Transplantation von Spalthaut auf den Muskellappen. In fünf Fällen wurde durch die Kollegen der Unfallchirurgie eine Versorgung der Fraktur oder eine Modifikation der Osteosynthese vorgenommen. Das postoperative Lappen-Monitoring erfolgte bei allen Patienten durch einen implantierten Cook-Doppler. Bei einem Patienten kam es nach einer subtotalen Major-Amputation zum Verlust der Lappenplastik durch arteriellem Verschluss des Lappengefäßes, der Defekt wurde im Verlauf mit einem freien M. latissimus dorsi-Lappen gedeckt. In drei Fällen trat ein revisionspflichtiges Hämatom unter dem Lappen auf. Im Bereich der Hebestelle musste ein Patient wegen eines Seroms revidiert worden.

Der durchschnittliche Krankenhausaufenthalt nach der Lappenplastik in unserer Abteilung betrug 36 Tage.

Der freie, mikrovaskulär anastomosierte M. Gracilis-Lappen ist zuverlässig in der Rekonstruktion von posttraumatischen Weichgewebedefekten der Extremitäten. Die Morbidität an der Hebestelle ist gering, die Operationsdauer ist als durchaus einzustufen. Die interdisziplinäre Versorgung von Frakturen durch die Kollegen der Unfallchirurgie ist im Rahmen des operativen Eingriffes parallel zur Hebung des Lappens möglich. Dies ermöglicht eine einzeitige Osteosynthese mit Defektdeckung durch freie Lappenplastik bei moderaten Defektgrößen und den Erhalt der Extremität.