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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015)

20.10. - 23.10.2015, Berlin

Innenrotationsgang nach Derotationsosteomien bei Kindern mit ICP

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Mirjam Niklasch - Universitätsklinik Heidelberg, Heidelberg, Germany
  • Matthias Klotz - Universitätsklinik Heidelberg, Heidelberg, Germany
  • Sebastian Wolf - Universitätsklinik Heidelberg, Heidelberg, Germany
  • Leonhard Döderlein - Behandlungszentrum Aschau GmbH, Kinderorthopädie, Aschau, Germany
  • Thomas Dreher - Universitätsklinik Heidelberg, Heidelberg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015). Berlin, 20.-23.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocPO23-1287

doi: 10.3205/15dkou738, urn:nbn:de:0183-15dkou7381

Veröffentlicht: 5. Oktober 2015

© 2015 Niklasch et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die femorale Derotationsosteotomie (FDO) ist bei Kindern mit ICP und vergrößerter Antetorsion sowie Innenrotationsgang die Therapie der Wahl. Trotz sehr guter postoperativer Ergebnisse wird in der Literatur bei bis zu 33% (Ounpuu 2002, Kim 2005, Dreher 2012) der Kinder ein Rezidiv des Innenrotationsganges im Langzeitverlauf beschrieben.

Ziel dieser Studie ist es Faktoren aufzuzeigen, die bei optimalem postoperativem Ergebnis zu einer Verschlechterung der femoralen Rotation im Langzeitverlauf führen.

Methodik: In diese retrospektive Kohortenstudie wurden Kinder mit bilateraler spastischer Cerebralparese (GMFCS I-III) eingeschlossen, die im Rahmen einer Mehretagenkorrektur eine ein- oder beidseitige FDO erhalten haben. Die Kinder erhalten routinemäßig präoperativ sowie 1 Jahr postoperativ eine instrumentelle 3D-Ganganylse. Einschlusskriterien sind mindestens 5 Jahre follow-up (inkl. 3D Ganganalyse) sowie eine optimale Hüftrotation beider Beine in der Ganganalyse 1 Jahr postoperativ (zwischen 5° Außenrotation und 15° Innenrotation während der Standphase). Ausschlusskriterium ist eine gangverändernde Operation im Laufe des follow-up.

27 Kinder [9,6 ± 3,3 Jahre zum Zeitpunkt der Operation] konnten eingeschlossen werden. 10 dieser Kinder hatten bei der Ganganalyse im Langzeitverlauf (8 ± 2 Jahre postop.) an einem Bein ein Rezidiv des Innenrotationsganges (mehr als 15° größere Hüft-Innenrotation im Vergleich zur Untersuchung 1 Jahr postop.). Kein Kind erlitt auf beiden Seiten ein Rezidiv des Innenrotationsganges.

Mit Hilfe des zweiseitigen t-Tests wurden die anthropometrischen Daten, Kinetik, Kinematik und klinische Untersuchung zwischen den Patienten, die im Langzeitverlauf ein Rezidiv des Innenrotationsganges bekamen und denen, die die Korrektur halten konnten, verglichen.

Ergebnisse: Ein erhöhtes Rezidivrisiko haben Kinder, die zum Zeitpunkt der FDO jünger (p = 0,020) und entsprechend kleiner sind (p = 0,001) und einen kleineren BMI haben (p = 0,006). Das GMFCS-Level scheint keinen signifikanten Einfluss zu haben (p = 0,513). Ein weiterer ungünstiger prognostischer Faktor scheint ein postoperatives Malalignement zwischen femoraler und tibialer Rotation (p = 0,037) zu sein sowie ein postoperativ negativer Fußöffnungswinkel (p = 0,033). Darüber hinaus haben die Kinder, die ein Rezidiv des Innenrotationsganges bekommen sowohl prä-, als auch 1 Jahr postoperativ ein signifikant kleineres Hüft-Abduktions-Moment (p < 0,006).

Schlussfolgerungen: Aufgrund der potentiellen Verschlechterung des postoperativen Ergebnisses im Langzeitverlauf sollte eine FDO – sofern nicht aus anderen Gründen zwingend nötig – wenn möglich erst nach dem 10. Lebensjahr durchgeführt werden. Bei der operativen Korrektur sollte auch das Alignemen – wenn nötig – mittels zusätzlicher supramalleolärer Rotationsosteotomie adressiert werden. Des Weiteren sollte im Rahmen der Physiotherapie ein besonderes Augenmerk auf das Abduktorentraining gerichtet werden.