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Biomechanische Untersuchungen zur Insertionstiefe der Schenkelhalsklinge und deren Auswirkungen auf die Fixationsstabilität
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Veröffentlicht: | 5. Oktober 2015 |
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Fragestellung: Durch steigende Lebenserwartung und damit verbundenem höheren Altersdurchschnitt spielt die Therapie von Hüftfrakturen eine immer wichtigere Rolle in der Traumatologie. Bei Versorgung von pertrochantären Femurfrakturen wird momentan für das Einsetzen der PFNA (Proximaler Femurnagel Antirotation)-Klinge eine TAD (Tip-Apex-Distanz) von 10 mm empfohlen. Der Einfluss einer vergrößerten TAD ist weitestgehend untersucht worden, wohingegen Daten zu einer reduzierten TAD kaum vorliegen. Deshalb wurde der Einfluss einer reduzierten TAD auf die Fixationsstabilität der PFNA-Klinge untersucht und die mechanische Stabilität mit der BMD (Bone Mineral Density, Knochendichte) und dem lokalen Ausbruchmoment (DensiProbe®) korreliert.
Methodik: Sechs Paar humane Femurköpfe wurden für die Studie verwendet. Dabei wurde je ein Präparat eines Paares zufällig der Normal-Gruppe (N, TAD 10 mm) oder der Reduziert-Gruppe (R, TAD 3 mm) zugeordnet. Von allen Proben wurde die BMD mittels pQCT ermittelt. Vor dem Einbringen der PFNA-Klinge wurde zudem mittels DensiProbe® die lokale Knochenqualität durch Ausbruchmoment-Messung bestimmt. Die mechanische Testung erfolgte mittels MTS MINI Bionix II 858 hydraulic test system. Dabei wurde die wechselnde Belastung während des Laufens in einem zyklischen Test mit Bergmann-Profil simuliert, beginnend mit einer Spitzenlast von 1000 N und einer Steigerung des Maximalwertes von 0,1 N/Zyklus bis zum Versagen
(10 mm vertikale Verschiebung des Femurkopfes) bei einer Frequenz von 2 Hz. Alle 250 Zyklen wurden Röntgenbilder angefertigt, um die Bewegung des Kopfes in Bezug auf die Klinge zu überprüfen. Die statistische Auswertung erfolgte mittels Student-T-Test und Rangkorrelationskoeffizienten nach Spearman R2.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Knochendichte, Ausbruchmoment und Zyklenzahl bis zum Versagen unterschieden sich in beiden Gruppen nicht signifikant (N: 246,70 vs. R: 244,32 mgHA/ccm; p=0,933) (N: 3,59 Nm vs. R: 3,72 Nm; p=0,913) (N: 16416±7972 Zyklen, R: 20000±5232 Zyklen; p= 0,382). In der Normal-Gruppe besteht eine signifikante Korrelation zwischen BMD und der Zyklusanzahl (p=0,01;R2=0,91), zwischen Drehmoment und BMD (p=0,02; R2=0,898) und zwischen dem Drehmoment und der Anzahl der Zyklen bis zum Versagen (p<0,049; R2=0,814). In der Reduziert-Gruppe wurde zwischen diesen Parametern keine signifikante Korrelation beobachtet. Zusätzlich waren die Versagensmuster verschieden: In der Normal-Gruppe versagten alle Proben durch Varuskollaps, in der Reduced Gruppe versagten die Proben durch Perforation, Rotation und Varuskollaps. Unsere Ergebnisse legen nahe, dass eine Verkürzung der TAD auf 3 mm keine Verbesserung der Fixationsstabilität der PFNA-Klinge im Femurkopf mit sich bringt und eine kortikalisnahe Fixation das Risiko einer Klingenperforation erhöht. Bei Klingenverankerung im spongiösen Knochen korrelieren BMD und Ausbruchmoment mit der zu erwartenden Verankerungsstabilität.