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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015)

20.10. - 23.10.2015, Berlin

Aktuelle Konzepte zur Prävention von Heterotopen Ossifikationen in der Hüft-Endoprothetik

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Sebastian Winkler - Orthopädische Klinik für die Universität Regensburg, Asklepios Klinikum Bad Abbach, Bad Abbach, Germany
  • Benjamin Craiovan - Orthopädische Klinik für die Universität Regensburg, Asklepios Klinikum Bad Abbach, Bad Abbach, Germany
  • Ferdinand Wagner - Orthopädische Klinik für die Universität Regensburg, Asklepios Klinikum Bad Abbach, Bad Abbach, Germany
  • Markus Weber - Orthopädische Klinik für die Universität Regensburg, Asklepios Klinikum Bad Abbach, Bad Abbach, Germany
  • Joachim Grifka - Orthopädische Klinik für die Universität Regensburg, Asklepios Klinikum Bad Abbach, Bad Abbach, Germany
  • Tobias Renkawitz - Orthopädische Klinik für die Universität Regensburg, Asklepios Klinikum Bad Abbach, Bad Abbach, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015). Berlin, 20.-23.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocPO22-652

doi: 10.3205/15dkou714, urn:nbn:de:0183-15dkou7148

Veröffentlicht: 5. Oktober 2015

© 2015 Winkler et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die Ätiologie der Heterotopen Ossifikationen (HO) ist weiterhin noch nicht vollständig geklärt. Die effektivste Therapie der HO ist die Prophylaxe. Eine AWMF Leitlinie (2009) empfiehlt die orale HO Prophylaxe nach Hüft-TEP u. Ellenbogenverletzungen. Nach zahlreichen klinischen Studien zur Ätiologie u. Prophylaxe der HO in den letzten 20 Jahren stellten wir die Frage:

Haben die Erkenntnisse der Literatur u. die Empfehlung der Leitlinie Eingang gefunden in Präventionsstrategien von Zentren für Hüft-Endoprothetik in Deutschland?

Methodik: Zur Durchführung einer repräsentativen Umfrage wurde 2013 u. 2014 ein Fragebogen mit 17 Fragen an 34 orthopädische und 30 unfallchirurgische Abteilungen von Deutschen Universitätskliniken verschickt. Zudem wurden 55 weitere Abteilungen u. Kliniken angeschrieben, die bis 9.1.2014 mit dem EndoCert Siegel ausgezeichnet wurden. Der Bogen erlaubte eine anonyme Beantwortung.

Ergebnisse: Die Rücklaufquote der Bögen betrug insgesamt 67% (80/119). Die Beteiligung der Universitätskliniken lag in der Orthopädie bei 68% (23/34) und in der Unfallchirurgie bei 67% (20/30). Die EndoCert-Kliniken antworteten mit 76% (42/55).

Die Mehrheit (87 %) der Kliniken führt standardmäßig nach Hüft-TEP Implantation (Primärimplantation und Revision) eine orale Ossifikations-Prophylaxe durch. Es fand sich eine leicht niedrigere Rate bei den unfallchirurgischen Unikliniken (75%) im Vergleich zu den orthopädischen Unikliniken (95%) u. EndoCert-Kliniken (88%).

Die hierfür verwendeten Medikamente u. Dosierungen variieren jedoch deutlich. Bevorzugt werden Diclofenac (34%), Indomethacin (29%) u. Ibuprofen (20%), Etoricoxib (8%) u. Celecoxib (6%). Die durchschnittliche Einnahmedauer betrug 21 Tage (min.7 - max.84).

64% der Kliniken ergänzen die orale Prophylaxe mit einer Bestrahlung der Hüfte. 96% der Befragten tun dies, wenn der Patient ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer HO hat. Die unfallchirurgischen Unikliniken hatten eine niedrigere Rate (35%) als die orthopädischen (83%) u. EndoCert-Kliniken (68%). Die Mehrheit der Befragten bestrahlt einmal mit 7 Gy vorwiegend präoperativ (84%).

Schlussfolgerung: Die vorliegende Umfrage belegt, dass aktuell in deutschen orthopädischen und unfallchirurgischen Abteilungen der Prophylaxe der HO durchweg eine hohe Bedeutung beigemessen wird. Allerdings bestehen weiterhin in der klinischen Anwendung auffällige Unterschiede in der Wahl der Substanzen, dem medikamentösen Einnahmeverhalten und der Dauer der Prophylaxe.

Aufbauend auf die vorgestellten Befragungsanalyse könnten klinische Studien nun zukünftig einen evidenz-basierten Therapiestandard zur Prophylaxe und Therapie von HO evaluieren. Dabei sollte die Prävalenz der HO im Besonderen auch in Abhängigkeit von Risikofaktoren (z.B. operativer Zugangsweg, patientenindividuelle Risikofaktoren) weiter diskutiert werden, um zukünftig eine anhaltende Inzidenz-Reduktion von HO u. eine höhere Patientensicherheit zu erzielen.