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Traumatische Ellenbogen-Erstluxation beim Bouldern: Was bedeutet das für den Klettersportler?
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Veröffentlicht: | 5. Oktober 2015 |
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Fragestellung: Der Indoor-Boulder-Sport ist eine schnell wachsende Trendsportart mit großer Beliebtheit. Obwohl diese spezielle Form der Sportkletterei auf spezifische Sicherungssysteme verzichtet, wird aufgrund vermeintlich niedriger Fallhöhe (meist unter 5 Metern) und ausgelegten Polstermatten von einem geringeren Verletzungsrisiko im Vergleich zum alpinen Klettersport ausgegangen. In unserer Klinik wurden von 07/2009 bis 01/2013 insgesamt 15 Patienten nach Absturz beim Klettern in der Kletterhalle mit einfachen aber auch komplexen Ellenbogenluxationsverletzungen behandelt. Die vorliegende Untersuchung geht der Frage nach, inwieweit sich eine solche Verletzung auf den sportspezifischen und privaten Alltag der jungen Patienten auswirkt.
Methodik: Nach einem durchschnittlichen Follow-up von 30 Monaten (12-59) wurden die Patienten nach konservativ (n=10) oder operativ (n=5) versorgter Ellenbogenluxationsverletzung zur Nachuntersuchung eingeladen. Neben der subj. Patientenzufriedenheit wurden die VAS, der Mayo-Elbow-Performance-Score, der Quick-DASH, und der SF-36 Lebensqualitätsscore erhoben. Zudem wurde die Rückkehr in den Boulder-Sport anhand des Leistungsniveaus beurteilt.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Alle 15 Patienten (im Alter von 26,4 Jahren (17-39, m:w = 8:7) stürzten aus im Mittel 2,6 Metern Höhe (1,0-4,5) vorwärts (40%) oder seitlich rückwärts (60%) mit ausgestrecktem Arm in eine normierte Weichbodenmatte. Die Patientenzufriedenheit wurde mit 1,5 (sehr gut-befriedigend) bewertet. In keinem Fall trat eine Reluxation auf. Insgesamt konnten dem gesunden Normalkollektiv vergleichbare Werte mit VAS 1,4, Mayo Elbow Performance 92 (80-100), Quick-DASH 2,0 (0-13,6), und SF-36 Summenscore physisch 56,1 (51,9-59,1) und psychisch 54,1 (50,8-61,0) erhoben werden. Eine geringe Druckschmerzhaftigkeit zeigte sich in 12 von 15 Fällen, eine gering vermehrte Aufklappbarkeit (3x med. und 1x lat.) in 4 Fällen und eine geringe Bewegungseinschränkung (max. 10° im Vgl. zu Gegenseite) bei 12 Patienten ohne Krafteinschränkung zur Gegenseite. 12 Freizeit-Kletterer (2,5x Training/Woche) und 1 Profi-Kletterin (8x Training/Woche) erreichten nach 6,3 Monaten wieder ihr uneingeschränktes prätraumatisches Sportniveau. Postoperativ wurde dieses 1,5 Monate früher erreicht als nach konservativer Therapie. 2 Freizeit-Kletterer (1x operativ, 1x konservativ) berichteten nach 17 und 25 Monaten noch über ein minimal eingeschränktes Sportniveau aufgrund verbliebener Sturzangst.
Insgesamt konnte eine gute Wiederherstellung der Alltags- und spezifischen Sportaktivität erreicht werden. Gerade aufgrund der sehr ähnlichen Sturzabläufe aller betroffenen Boulder-Sportler birgt diese Sportart offensichtlich ein ernstzunehmendes und möglicherweise sportartspezifisches Risiko für Luxationsverletzungen des Ellenbogens. Klettersportler sollten daher über dieses Verletzungsrisiko informiert werden. Zudem sollte der konsequente Einsatz von Sicherungssystemen auch bei geringer Kletterhöhe empfohlen werden, um derartige Verletzungen zu vermeiden.