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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015)

20.10. - 23.10.2015, Berlin

Koinzidenz eines Weichgewebssarkoms nach Plattenosteosynthese einer Claviculafraktur

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Miriam Faulenbach - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Frankfurt am Main, Abteilung für Unfallchirurgie und Orthopädische Chirurgie, Frankfurt, Germany
  • Kay Schmidt-Horlohé - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Frankfurt am Main, Abteilung für Unfallchirurgie und Orthopädische Chirurgie, Frankfurt, Germany
  • Alexander Langheinrich - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Frankfurt am Main, Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Frankfurt, Germany
  • Reinhard Hoffmann - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Frankfurt am Main, Abteilung für Unfallchirurgie und Orthopädische Chirurgie, Frankfurt, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015). Berlin, 20.-23.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocPO19-1113

doi: 10.3205/15dkou674, urn:nbn:de:0183-15dkou6748

Veröffentlicht: 5. Oktober 2015

© 2015 Faulenbach et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Das Auftreten von Weichteilsarkomen im Anschluss an Claviculafrakturen ist in der Literatur bisher nicht beschrieben. Generell sind Weichgewebssarkome eine seltene Art maligner Tumoren, die sich v.a. im höheren Alter des weiblichen Geschlechtes bevorzugt an den Extremitäten ausbilden. Die Ätiologie ist weiterhin unklar. Neben genetischer Disposition stehen auch äußere Einflüsse, wie z.B. chemische Noxen zur Diskussion.

Dieser Fallbericht beschreibt die Entstehung eines Myxofibrosarkoms nach Refraktur einer mit Plattenosteosynthese versorgten Claviculafraktur.

Methodik: Im Rahmen eines Sturzes zog sich eine 73-jährige Patientin eine mehrfragmentäre Claviculaschaftfraktur rechts zu. Aufgrund deutlicher Dislokation und drohender Durchspießung der Haut erfolgte die operative Versorgung mittels 8-Loch-LCDCP-Platte.

Ein Jahr posttraumatisch wurde extern die Metallentfernung durchgeführt. Postoperativ zeigte sich jedoch eine sofortige Refraktur, die daraufhin mittels Rucksackverband konservativ behandelt wurde.

Drei Monate später zwangen Schmerzen in der Schulterregion rechts sowie ein bewegungsabhängiges Anschwellen des rechten Armes die Patientin zu einer erneuten Vorstellung. Bei ausbleibender Konsolidierung der Claviculafraktur wurde eine Revision mit Spaninterposition und Reosteosynthese geplant.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Zur geplanten stationären Aufnahme 2 Monate nach Erstvorstellung präsentierte sich über der ehemaligen Frakturregion nun eine 11x8 cm messende Raumforderung, die sich im Laufe der vorherigen zwei bis drei Wochen anamnestisch mit rasanter Größenprogredienz und markanter oberflächlichen Gefäßzeichnung ausgebildet hatte.

In der weiteren Diagnostik zur Abklärung der Raumforderung zeigte sich in der MRT der Schulter rechts eine inhomogene, randständige Kontrastmittelanreicherung der Raumforderung. Die Angiographie des rechten Armes zeigte eine pathologische, suspekte Perfusion der lateralen Clavicularegion mit arterieller Versorgung aus dem Truncus thyrocervicalis und Ästen der A. axillaris rechts (Abb. 1).

Bei dringendem Verdacht auf einen malignen Tumor erfolgte die PE mit Diagnose eines G3 Myxofibrosarkoms. Nach neoadjuvanter Bestrahlung erfolgte eine radikale Tumorexstirpation mit lateraler Clavicularesektion.

In regelmäßigen Nachsorgen konnte nunmehr 16 Monate postoperativ eine anhaltende Remission festgestellt werden.

Die Schulterfunktion ist nahezu uneingeschränkt.

Ein unklarer Tumor bei bestehender verzögerter Frakturheilung oder Pseudarthrose kann durch Serome oder Einblutungen entstehen. Differentialdiagnostisch müssen auch Infekte ursächlich in Betracht gezogen werden.

Die Rarität eines Weichgewebstumors bei bestehender verzögerter Frakturheilung an der Clavicula in dieser Kasuistik stellt eine in der Literatur nicht beschriebene Koinzidenz dar.

Dennoch sollten bei unklarem Tumor auch maligne Prozesse in Betracht gezogen werden und eine spezifische Anamnese und Diagnostik erfolgen.