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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015)

20.10. - 23.10.2015, Berlin

Inkompletter Querschnitt nach operativer Dekompression eines neurovaskulären Kompressionssyndroms der oberen Thoraxapertur (TOS) – Falldarstellung einer seltenen neurologischen Komplikation

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Georg E.J. Fritsch - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Wirbelsäulenchirurgie, Hamburg, Germany
  • Menard Moritz - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Wirbelsäulenchirurgie, Hamburg, Germany
  • Jonas Jakob Pommerening - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Wirbelsäulenchirurgie, Hamburg, Germany
  • Christopher Cramer - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Wirbelsäulenchirurgie, Hamburg, Germany
  • Marc Dreimann - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Wirbelsäulenchirurgie, Hamburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015). Berlin, 20.-23.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocPO17-1449

doi: 10.3205/15dkou640, urn:nbn:de:0183-15dkou6400

Veröffentlicht: 5. Oktober 2015

© 2015 Fritsch et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die transaxilläre Exartikulation der 1.Rippe (TEER) nach Atkins u. Roos stellt heute das Standardverfahren bei Behandlung neurovaskulärer Kompressionssyndrome der oberen Thoraxapertur dar. Mit ca. 3% gehören neurologische Schäden zu den seltenen Komplikationen nach TEER.

Methodik: 45-j. männl. Pat., Z.n. BandscheibenOP 2012 mit Bandscheibenprothesen HW5/6 und HW6/7. Fortbestehendes zervikozephalen Schmerzsyndrom, Schwindel,Parästhesien der Arme, 07/2013 klinisch und angiographisch 07/2013 Diagnose eines Thoracic Outlet-Syndroms (TOS) rechts >links. Bei konservativer Therapieresistenz 12/2013 transaxilläre Exartikulation (TEER)1. Rippe rechts, unauffälliger Verlauf postOP, Beschwerdebesserung.

02/2014 TEER 1. Rippe links. Direkt postOp Hypästhesie im Dermatom C8 links, Parese der kleinen Handmuskulatur links, querschnittsförmige Hypästhesie mit Niveau Th2, linksbetonte Paraparese und Ataxie (Frankel C).

Das initiale HWS-MRT zeigte eine inhomogene intramedulläre Struktur HW7/Th1, V. a intramedulläre Einblutung. Im Verlauf leichte Regredienz der Paraparese, aber Entwicklung eines Liquorunterdrucksyndroms mit lageabhängigen Kopfschmerzen, Übelkeit.

2 Wochen postOP im MRT Darstellung einer signalintensen Myelonläsion HW7/Th1, Flüssigkeitskollektion links paravertebral und subpleural über der linken Lungenspitze, V.a. Liquorzyste. In der Myelo-CT Kontrastmittelaustritt HW 7/Th1 links im Wurzelverlauf C8 links mit paravertebralem Kontrastmitteldepot als Nachweis eines persistierenden Liquorlecks bei Duraläsion in diesem Segment.

4 Wochen postOP Freilegung von Dura und Wurzel C8 links bei dorsalem Zugang zur HWS, Nachweis einer Duraverletzung mit partiellem Wurzelausriss C8 links, plastische Deckung des Duralecks, dorsale Spondylodese HW 7/Th1. PostOP Besserung des Liquorunterdrucksyndroms, unveränderte Neurologie mit Paraparese Frankel D, mit Unterstützung gehfähig, Gang- und Standataxie.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: An neurolog. Komplikationen nach TEER werden meist Läsionen des Armplexus, des Ganglion stellatum mit Horner-Syndrom, der Nn. phrenicus, intercostobrachialis und thoracicus longus beschrieben. Die dargestellte Wurzelverletzung C8 mit Duraläsion, partiellem Ausriss aus dem Zervikalmark, zentromedullärer Läsion und subpleuraler Liquorzyste erklärt sich über einen intraoperativ artifiziellen Zug an den neuralen Strukturen bei Exartikulation von Collum und Caput der 1. Rippe bei TEER. Die resultierenden neurologischen Defizite mit Paresen der kleinen Handmuskulatur und inkompletter Querschnittslähmung bedeuten für den Patienten bleibende erhebliche funktionelle Einschränkungen und stellen den worst case einer neurologischen Komplikation im Rahmen einer TEER bei TOS dar.

Eine zentrale Rückenmarksläsion mit konsekutivem Transversalsyndrom stellt eine äußerst seltene, aber schwerwiegende neurologische Komplikation der TEER dar, deren Risiko durch sorgfältige Präparation und Vermeidung jeglicher Traktion neuraler Strukturen bei Exartikulation der 1.Rippe unbedingt minimiert werden muss.