gms | German Medical Science

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015)

20.10. - 23.10.2015, Berlin

Traumatische Hemipelvektomie bei einem 14 Monate alten Kleinkind – die maximale interdisziplinäre Herausforderung

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Hendrik Jansen - Universitätsklinikum Würzburg, Unfall-, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie, Würzburg, Germany
  • Sönke P. Frey - Universitätsklinikum Würzburg, Unfall-, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie, Würzburg, Germany
  • Florian Seitz - Universitätsklinikum Würzburg, Kinderchirurgie, Würzburg, Germany
  • Daniel Vergho - Universitätsklinikum Würzburg, Klinik und Poliklinik für Urologie und Kinderurologie, Würzburg, Germany
  • Rainer Meffert - Universitätsklinikum Würzburg, Unfall-, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie, Würzburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015). Berlin, 20.-23.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocPO15-358

doi: 10.3205/15dkou617, urn:nbn:de:0183-15dkou6179

Veröffentlicht: 5. Oktober 2015

© 2015 Jansen et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Fragestellung: Die traumatische Hemipelvektomie ist eine Rarität und weist der Verletzungsschwere entsprechend eine sehr hohe Mortalität auf. In der Weltliteratur sind weniger als 70 Patienten beschrieben, die diese Verletzung überlebt haben. Der jüngste Patient war bisher 18 Monate alt.

Wir berichten über die Akutbehandlung eine 14 Monate alten Kindes mit einer funktionellen traumatischen Hemipelvektomie.

Methodik: Das Kleinkind war im Kinderwagen sitzend von einem Geländewagen erfasst und gegen eine Steinmauer gequetscht worden. Es wurde vom Notarzt per "scoop and run" mit einem tibial intraossärem Zugang in den Schockraum verbracht. Die initiale GCS lag bei 10-12, das Kind war im hämorrhagischen Schock. In der Notfalldiagnostik zeigte sich eine funktionale traumatische Hemipelvektomie links. Oberhalb des linken Beckenkammes war die Bauchwand ruptriert. Es erfolgte die umgehende interdisziplinäre Notfall-Operation. Im Rahmen der Exploration zeigten sich die A.+ V. iliaca ext. rupturiert, aber rekonstruierbar und der Plexus lumbosacralis aus der Muskulatur ausgerissen. Aufgrund der kurzen Zeit von Unfall bis zum Eintreffen in der Klinik und des Patientenalters fiel die interdisziplinäre Entscheidung zum Versuch des Extremitätenerhaltes. Es erfolgte u.a. die Beckenstabilisierung, die Gefässrekonstruktionen der A. und V. iliaca externa, die primäre Urethrarekonstruktion, die Scrotum- sowie Bauchdeckenrekonstruktion. Abbildung 1 [Abb. 1].

In der nachfolgenden Intensivtherapie stabilisierte sich der Zustand bei ständig gut perfundiertem Bein. Es kam im weiteren Verlauf zu einer glutealen Weichteilnekrose, die nach Debridement mit einer Spalthaut gedeckt werden konnte.

Nach 23 Tagen konnte das Kleinkind auf die Normalstation verlegt und nach insgesamt 58 Tagen in die Rehabilitation entlassen werden. Bei Entlassung war das linke Bein weiterhin sehr gut perfundiert und erwartungsgemäss plegisch.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Dieser Fall ist der unseres Wissens nach jüngste Patient weltweit, der solch eine funktionelle traumatische Hemipelvektomie überlebt hat und darüberhinaus auch noch die Extremität erhalten wurde. Der Langzeitverlauf bleibt abzuwarten.