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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015)

20.10. - 23.10.2015, Berlin

Erfolgt die Umsetzung der S3-Leitlinie in der präklinischen Notfallnarkose? Ein 3 Jahres Follow-Up

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Sebastian Colcuc - BGU Duisburg, Duisburg, Germany
  • Janosch Dahmen - BG Unfallklinik Duisburg, Universität Witten/Herdecke, Klinik für Orthopädie & Unfallchirurgie, Duisburg, Germany
  • Daniel Busse - Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Duisburg, Duisburg, Germany
  • Christian Colcuc - Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Klinik für Orthopädie und Rheumatologie, Marburg, Germany
  • Tobias Gensior - BG Unfallklinik Duisburg, Unfallchirurgie/Orthopädie, Duisburg, Germany
  • Eva S. Steinhausen - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Duisburg, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Duisburg, Germany
  • Dieter Rixen - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Duisburg, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Duisburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015). Berlin, 20.-23.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocPO15-991

doi: 10.3205/15dkou612, urn:nbn:de:0183-15dkou6124

Veröffentlicht: 5. Oktober 2015

© 2015 Colcuc et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die S3 Leitlinie zur Polytraumaversorgung empfiehlt Kriterien hinsichtlich der Indikation und Durchführung einer präklinischen Notfallnarkose. Diese soll erfolgen bei Apnoe bzw. Schnappatmung (Atemfrequenz < 6), Hypoxie (SpO2 < 90%), Schädel-Hirn-Trauma (Glasgow Coma Scale GCS < 9), hämodynamischer Instabilität (systolischer Blutdruck < 90 mmHg) und schwerem Thoraxtrauma. Nach Präoxygenierung soll die Narkose als Rapid Sequence Induction (RSI) unter Verwendung eines Hypnotikums, Analgetikums und Muskelrelaxans durchgeführt werden. Auf Etomidat sollte aufgrund einer assoziierten Nebennierenrinden-Insuffizienz verzichtet werden, Ketamin stellt eine gute Alternative dar. Wie werden die Handlungsempfehlungen der S3-Leitlinie in der Praxis seit 2012 umgesetzt?

Methodik: In einem überregionalen Traumazentrum in Deutschland wurden retrospektiv zwischen 2012 - 2014 die Notarztprotokolle von Schwerverletzten erfasst (ISS > 15). Von n=719 aufgenommenen Schwerverletzten wurde bei n=267 eine präklinische Notfallnarkose eingeleitet. Die Auswertung erfolgte hinsichtlich der oben genannten Handlungsempfehlungen aus der S3- Leitlinie zur Durchführung einer präklinischen Notfallnarkose. Ausschlusskriterium war eine unzureichende Narkosedokumentation (n=24). Die Auswertung wurde mit SPSS 21.0 durchgeführt.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Von n=243 Patienten war bei 79% (n=192) mindestens ein gefordertes Intubationskriterium erfüllt, führend war hierbei das SHT mit einer GCS < 9 (n=66). Die präklinische Narkoseeinleitung erfolgte in 83% der Fälle (n=201) als RSI. Bei 39% der Narkosen (n=95) wurde entgegen der aktuellen Empfehlung Etomidat als Hypnotikum verwendet, 2013 sogar dreimal häufiger als 2012 (55% vs. 18%). Im Folgejahr 2014 wiederum nur bei 15%. Die empfohlene Alternative Ketamin fand insgesamt nur bei 44% der Narkosen (n=105) Anwendung. Eine Kapnographie als Zeichen einer sicheren Intubation erfolgte bei 70% (n=170). Die Nutzung der Kapnographie, sowie der Anteil der Notfallnarkosen als RSI zeigten im Vergleich 2012 zu 2014 (58% vs. 77% bzw. 52% vs. 93%) eine deutliche Steigerung.

Insgesamt zeigt sich, dass wesentliche Empfehlungen der S3-Leitlinie zwischen 2012 - 2014 zunehmend breite Anwendung fanden. Die wechselnd häufige Verwendung von Etomidat spiegelt den anhaltenden wissenschaftlichen Diskurs wider zwischen Nutzen und Nebenwirkungen in der präklinischen Notfallnarkose. Weitere Untersuchungen zur Leitlinien-Umsetzung und derzeitigen Handlungsempfehlungen sollten erfolgen.