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Die flussgesteuerte, zielgerichtete Volumentherapie von polytraumatisierten Patienten über ein SVV-basiertes Infusionsprotokoll. Eine Machbarkeitsstudie
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Veröffentlicht: | 5. Oktober 2015 |
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Fragestellung: Die i.v. Volumensubstitution ist eine der häufigsten Therapiemaßnahmen bei Patienten mit Hypotension oder hämorrhagischem Schock. In diesem Zusammenhang ist es äußerst schwierig festzulegen, welches individuelle Volumen bzw. welcher Preload in der komplexen Situation eines polytraumatisierten Patienten (Blutverlust, Vasodilation durch Narkotika/ Sedativa) optimal sind. Aktuelle Studien zum perioperativen Volumenmanagement bei großen abdominalchirurg. Eingriffen konnten zeigen, dass sowohl zu wenig, als auch zu exzessive Volumentherapie das Patientenoutcome negativ beeinflussen. Bei Traumapatienten mit Hämorrhagie liegen zudem Anzeichen vor, dass der systol. Blutdruck allein die Sauerstoffversorgung nur unzureichend widerspiegelt.
Ziel dieser Machbarkeitsstudie war es, zu überprüfen, ob eine flussgesteuerte, zielgerichtete Volumentherapie bei polytraumatisierten Patienten sicher anzuwenden und frühzeitig etablierbar ist. Nach Kenntnis der Autoren ist dies die erstmalige Anwendung dieses Verfahrens beim Polytrauma.
Methodik: Polytraumatisierte Patienten erhielten unmittelbar nach Aufnahme auf die ICU ein erweitertes hämodynamisches Monitoring über das Flotrac/ Vigileo System (Fa. Edwards) und anschließend ein flussgesteuertes, individuelles und zielgerichtetes Volumenmanagement. Hierbei wurde ein klinikeigenes, SVV (Schlagvolumen Variation) basiertes "Traumainfusionsprotokoll" angewendet. Unerwünschte Ereignisse in Bezug auf die Verwendung des Flotrac/ Vigileo Systems wurden detektiert, das Infusionsprotokoll weiterentwickelt und der Therapieaufwand beurteilt. Das Outcome der Patienten und das verabreichte Flüssigkeitsvolumen inkl. zeitlichem Verlauf wurden erfasst und mit einer retrospektiven Kontrollgruppe verglichen, die keine flussgesteuerte Volumentherapie erhalten hatte.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt erhielten 10 polytraumatisierte Patienten (Ø ISS: 28,95, Ø RTS: 6,89, Ø RISC: 18,68) ein flussgesteuertes Volumenmanagement. Das hierfür verwendete Flotrac System konnte ohne zusätzliche, invasive Maßnahme etabliert und in die Patientenbehandlung integriert werden. Die "real-time" Quantifizierung der hämodynamischen Effekte der Volumentherapie gelang zuverlässig, einfach (autokalibrierend) und v.a. benutzerunabhängig. Hierbei wurden keine unerwünschten Ereignisse festgestellt. Der Vergleich mit der Kontrollgruppe ergab keine negativen Auswirkungen auf das Patientenoutcome, die Beatmungs- oder Behandlungsdauer auf der ICU. Die Verwendung eines standardisierten, SVV-basierten Infusionsprotokolls vereinfachte das Volumenmanagement. Hierbei deutete sich ein zeitlicher Wandel in der Volumentherapie ("richtiges Volumen zur richtigen Zeit") an.
Die flussgesteuerte und zielgerichtete Volumentherapie kann beim Polytrauma frühzeitig, SVV-basiert angewendet werden und stellt aus Sicht der Autoren ein vielversprechendes Verfahren zur Optimierung des Volumenmanagements dar. Die Auswirkung auf das Patientenoutcome wird nun in einer kontrollierten, randomisierten Studie untersucht.