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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015)

20.10. - 23.10.2015, Berlin

Gelenke zerstört – Lymphom geheilt: Situation nach Mantelzelllymphom mit Hochdosischemotherapie. Eine Falldarstellung

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Elena Wellenhöfer - Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Regensburg, Germany
  • Michael Nerlich - Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Regensburg, Germany
  • Antonio Ernstberger - Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Regensburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015). Berlin, 20.-23.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocPO14-1695

doi: 10.3205/15dkou601, urn:nbn:de:0183-15dkou6015

Veröffentlicht: 5. Oktober 2015

© 2015 Wellenhöfer et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Chemotherapeutika sind notwendige und erfolgreiche Instrumente im Kampf gegen Tumorerkrankungen. Mannigfaltige Nebenwirkungen werden oft in Kauf genommen. Neben den akuten Nebenwirkungen, stellen die Langzeitfolgen einer solchen Therapie den Arzt vor große Herausforderungen – auch wenn der Tumor schon besiegt ist. Chondrotoxizität im dargestellten Ausmaß ist ein unerforschtes Gebiet in der Chemotherapie.

Methodik: Wir beschreiben den Fall eines bei Erstvorstellung 61-jährigen Patienten, bei welchem 2007 ein Mantelzelllymphoms diagnostiziert. Nach drei Chemotherapieeinheiten im Jahr 2008 (CHOP, R-CHOP, R-TEC) mit autologer Stammzelltransplantation konnte bei dem Patienten die Remission erreicht werden. Negativfolgen: der Patient entwickelte zunehmend arthrotische Veränderungen. Auf die Diagnose einer Gonarthrose links 2009 mit Knietotalendoprothesenimplantation folgten weitere Operationen und Revisionen der Gelenke. Im Zeitraum 2009 bis 2015 wurden dem Patienten bei fortschreitende Knorpel und Gelenkdestruktion beide Knie, Hüften und Schultergelenke endoprothetisch versorgt. Der Patient ist aktuell noch immer in Remission. Eine rheumatologische Erkrankung wurde laborchemisch ausgeschlossen. Die Operationen waren erfolgreich und der Patient kann aktiv am Leben teilhaben.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Nach einer Hochdosischemotherapie bei Mantelzellymphom mussten bei dem Patienten alle großen Gelenke (Schulter, Hüfte, Knie) im Laufe von 7 Jahren ersetzt werden. Die Funktionsergebnisse der Gelenke sind sehr gut. Hinsichtlich des Mantelzelllymphoms befindet sich der Patient in Remission. 7 Jahre nach Hochdosischemotherapie ist der Patient weiterhin tumorfrei. Die Prothesen zeigen keine Lockerungszeichen. Die Rasanz der Entwicklung der Arthrose an allen großen Gelenken weist auf eine äußere Ursache hin. Nach Chemotherapie werden Komplikationen wie Osteonekrosen, zum Beispiel am Femurkopf und Kiefer [1], [2], [3] beschrieben. Ein Fall wie dieser kann in der Literatur nicht gefunden werden. Die Chondrotoxizität ist womöglich auf die Kombination der Wirkstoffe zurückzuführen. Die genaue Ursache dieses einzigartigen Verteilungsmusters der Chondrodestruktion kann Gegenstand neuer Forschungsfelder sein. Eine histologische Aufarbeitung von asserviertem Gelenkknorpelmaterial kann weitere Informationen zur Genese bringen.


Literatur

1.
Karimova EJ, Rai SN, Howard SC, Neel M, Britton L, Pui CH, Kaste SC. Femoral head osteonecrosis in pediatric and young adult patients with leukemia or lymphoma. J Clin Oncol. 2007;25:1525-1531.
2.
Migliorati CA, Schubert MM, Peterson DE, Seneda LM. Bisphosphonate-associated osteonecrosis of mandibular and maxillary bone: an emerging oral complication of supportive cancer therapy. Cancer. 2005;104:83-93.
3.
Thornton MJ, O'Sullivan G, Williams MP, Hughes PM. Avascular necrosis of bone following an intensified chemotherapy regimen including high dose steroids. Clin Radiol. 1997;52:607-612.