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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015)

20.10. - 23.10.2015, Berlin

Präklinische Volumengabe mit Ringer Laktat ist schädlich im schweren aber protektiv im moderaten hämorrhagischen Schock

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Björn Hußmann - Alfried Krupp Krankenhaus, Klinik für spezielle Unfallchirurgie, Essen, Germany
  • Ricarda Rohrig - Institut für Physiologische Chemie Uniklinik Essen, Essen, Germany
  • Judith Keitel - Alfried Krupp Krankenhaus Essen, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Essen, Germany
  • Herbert de Groot - Institut für Physiologische Chemie, Universitätsklinikum Essen, Essen, Germany
  • Sven Lendemans - Alfried Krupp Krankenhaus Essen, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Essen, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015). Berlin, 20.-23.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocGR17-474

doi: 10.3205/15dkou498, urn:nbn:de:0183-15dkou4984

Veröffentlicht: 5. Oktober 2015

© 2015 Hußmann et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die Verwendung von Ringer Laktat (RL) als präklinischer Volumenersatz im hämorrhagischen Schock nach schwerem Trauma ist derzeit nur mit einem geringen Evidenzlevel in der Literatur abgebildet. Neuere Studien im Tierexperiment zeigten, dass Laktat eine toxische Wirkung im hämorrhagischen Schock haben kann. In dieser tierexperimentellen Studie soll nun der Effekt von Ringer Laktat in zwei unterschiedlichen Schocktiefen (schwerer hämorrhagischer Schock: mittlerer arterieller Druck [MAD] 25-30mmHg; moderater hämorrhagischer Schock: MAD 40-45 mmHg) mit Ringer als Volumenlösung (RI) verglichen werden.

Methodik: Vier Gruppen mit jeweils 8 männlichen Wistar Ratten (moderater Shock mit RI, moderater Shock mit RL, schwerer Schock mit RI, schwerer Schock mit RL) wurden gebildet. Die Kontrollgruppe bestand aus 6 Tieren. Nach Erreichen der jeweiligen Schocktiefe wurden die Tiere 60 Minuten in diesem Schock gehalten. Anschließend erfolgte die Reperfusion mit RI oder RL über genau 30 Minuten. Der Beobachtungszeitraum danach betrug 150 min.

Ergebnisse: Alle Tiere, die im moderaten Schock RL bekamen, überlebten den gesamten Versuch, während 6 Tiere im moderaten Schock, die RI bekommen hatten, vor Versuchsende starben (p <= 0,05). Darüber hinaus verbesserte sich bei den Tieren, die im moderaten Schock RL bekommen hatten, der Säure-Basen Haushalt (moderater Schock RL: pH 7.31, moderater Schock RI: pH 7,2; p <= 0,05). Diese Tiere zeigten auch einen signifikant geringeren Organschaden (p <= 0,05).

Im Gegensatz dazu starben lediglich 2 Tiere, die im schweren Schock RI bekommen hatten, vor Versuchsende, aber alle Tiere, die RL bekommen hatten. (p <= 0,05). Auch verschlechterte sich der Säure-Basen Haushalt in der Gruppe, die im schweren Schock RL reperfundiert bekommen hatte.

Schlussfolgerung: Die präklinische Verwendung von RL als Volumenersatz hat unterschiedliche Effekte in Abhängigkeit von der Schwere des hämorrhagischen Schocks. Dabei zeigt RL schädliche Effekte im Fall eines schweren hämorrhagischen Schocks und protektive Effekte im Fall eines moderaten hämorrhagischen Schocks. Erstmals konnte gezeigt werden, dass Volumenersatzlösungen in verschiedenen Schocktiefen unterschiedliche Effekte haben. Weitere Studien müssen zeigen, ob die im Tierexperiment gefundenen Daten auf den Menschen zu transferieren sind.