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Parathormon ist bei der Therapie der Osteoporose Strontiumranelat in Kombination mit der Ganzkörpervibration überlegen. Ergebnisse aus dem Tierversuch
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Veröffentlicht: | 5. Oktober 2015 |
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Fragestellung: Parathormon (PTH) hat unter allen Antiosteoporosemedikamenten den größten osteoanabolen Effekt. Zur Therapie der schweren Osteoporose ist Strontiumranelat (SR) trotz einiger Anwendungsbeschränkungen aktuell weiterhin zugelassen. Strontiumranelat wirkt sowohl osteoanabol als auch antiresorptiv. Neben der medikamentösen Therapie gilt die Ganzkörpervibration als Ergänzung der Osteoporosetherapie. Für die vertikale Ganzkörpervibration wurde ein positiver Effekt in Lendenwirbelkörpern osteoporotischer Ratten dargestellt. Im Gegensatz zu antiresorptiven Substanzen sollte durch eine Kombination aus Vibration und osteoanaboler Therapie ein synergistischer Effekt bei Behandlung der Osteoporose erzielt werden.
In dieser Studie wird die Kombination von physikalischem Training (Vibrationstraining) und PTH bzw. SR in der Therapie der Osteoporose im Tiermodell untersucht.
Methodik: Die Experimente wurden mit Spraque-Dawley Ratten durchgeführt. Im Alter von drei Monaten wurden 76 Ratten ovariektomiert (OVX). Die Kontrollgruppe bestand aus 12 Tieren und wurde nicht operiert (Intact). 8 Wochen nach Ovariektomie erhielt ein Teil der Tiere für 5 Wochen einmal tgl. 5x/Woche subkutane Injektionen mit PTH (OVX-PTH). Für den gleichen Zeitraum wurde einer anderen Gruppe Strontiumranelat oral verabreicht (OVX-SR). Jeweils die Hälfte der Versuchs-Tiere wurde zweimal täglich für 15 Minuten mit 70 Hertz für 5 Wochen vibriert (OVX-VIB, OVX-PTH-VIB, OVX-SR-VIB). Nach Ablauf der 5 Wochen wurden die Wirbelkörper mittels Micro-CT und einem biomechanischen Kompressionstest untersucht. Die Signifikanz wurde mittels one-way ANOVA und Tukey's Multiple Comparison Test ermittelt.
Ergebnisse: In den biomechanischen Tests zeigte die Therapie mit PTH eine signifikante Besserung gegenüber unbehandelten ovariektomierten Tieren (Fmax: OVX 217±27N, OVX-PTH: 284±38N; Yield-Load: OVX: 209±26N; OVX-PTH: 271±37N). PTH-therapierte Tiere zeigten vergleichbare Ergebnisse wie die nicht ovariektomierte Kontrollgruppe (Intact Fmax 268±41N, Yield-Load: 259±45N). Die Therapie mit Strontium zeigte eine leichte Verbesserung der biomechanischen Ergebnisse, jedoch nicht-signifikant (Fmax OVX-SR: 237±39N, Yield-Load: OVX-SR:227±37N).
Die BMD war nach PTH-Gabe signifikant erhöht gegenüber der unbehandelten Kontrollgruppe, Strontiumranelat zeigte hingegen keine signifikante Besserung (BMD: OVX 655±44mg/cm3, OVX-PTH: 786±145mg/cm3, OVX-SR: 697±40mg/cm3, Intact: 749±50mg/cm3). Die Vibrationstherapie zeigte keine signifikante Besserung als Single-Therapie oder im Vergleich zur alleinigen pharmakologischen Therapie.
Schlussfolgerung: PTH ist bei der Osteoporose-Therapie dem eher antiresorptiven Strontiumranelat deutlich überlegen. Physikalisches Training kann die PTH-Therapie nicht wesentlich synergistisch beeinflussen. Für die abschließende Beurteilung einer Kombinationstherapie sind weitere Studien notwendig. Eine Therapie mit Strontiumranelat sollte insbesondere im Hinblick auf kardiovaskuläre Risiken ausführlich reevaluiert werden.