Artikel
Die Folgen der Entnahme der Gracilissehne auf die Kraft der Oberschenkelmuskulatur
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 5. Oktober 2015 |
---|
Gliederung
Text
Fragestellung: Die Sehne des M. gracilis gehört zu den am meisten verwendeten autologen Sehnentransplantaten. Bisherige Studien haben den Einfluss der Sehnenentnahme des M. gracilis und M. semitendinosus nach VKB-Plastik untersucht. Hier wurde jedoch die Auswirkung der Sehnenentnahme durch die Verletzung, VKB-Plastik und Nachbehandlung beeinflusst. Bisher gibt es keine Studie, die die Auswirkung einer isolierten Gracilissehnenentnahme am ansonsten gesunden Kniegelenk untersucht hat.
Ziel der vorliegenden Studie war es, den Einfluss der Gracilissehnenentnahme am ansonsten gesunden Knie auf die Oberschenkelkraft zu untersuchen.
Methodik: In dieser Pilotstudie wurden Patienten untersucht, denen zur Stabilisierung ihres Acromioklavikulargelenks die Sehne des M. gracilis entnommen wurde. Patienten zwischen 18 und 60 Jahren wurden eingeschlossen. Ausschlusskriterien waren Voroperationen oder frühere Knieverletzungen beidseits.
Die bilateralen konzentrischen Kraftmessungen erfolgten mit einem isokinetischen Dynamometer (System 4, Biodex, NY, USA). Das kontralaterale, unverletzte Bein diente als Referenz. Es wurde die Maximalkraft der Kniebeuger in sitzender Position (v.a. strecknahe Kraft) und in Bauchlage (v.a. Beugekraft über 90° Knieflexion) bestimmt. Außerdem wurde die Maximalkraft der Knieinnenrotation und Hüftadduktion bestimmt. Nach dem Aufwärmen wurde für jede Übung ein Probedurchgang durchgeführt. Die eigentliche Messung bestand aus 3 Durchgängen à 5 Wiederholungen.
Ergebnisse: Es wurden bisher 13 Patienten getestet (11 m, 2 w). Ein Patient musste ausgeschlossen werden, da er die Maximalkrafttests nicht durchführen konnte. Das Alter lag bei im Schnitt 41±12 Jahre und der Nachuntersuchungszeitraum bei 52±23 Monaten.
Bei der Knieflexion im Sitzen kam es zu einem Kraftverlust des operierten Beines von durchschnittlich 3,0±12,3 Nm und in Bauchlage von 1,8±7,7 Nm. Bei der Knieinnenrotation kam es zu einem Kraftverlust des operierten Beines von durchschnittlich 0,8±7,9 Nm und bei der Adduktion von 4,9±18,8 Nm. Es wurden keine signifikanten Unterschiede zwischen dem operierten und dem gesunden, kontralateralen Bein gefunden.
Schlussfolgerung: Es wurde ein Kraftverlust in allen Krafttests gefunden, jedoch ohne statistisch signifikant zu sein. Dies kann an der geringen Entnahmemorbidität der Sehnen, ihrem bereits in der Literatur beschriebenem Nachwachsen oder der geringen Patientenzahl gelegen haben. Der Kraftunterschied zwischen operiertem und gesundem Bein war am größten bei der Adduktion, einer der Hauptfunktionen des M. gracilis. Diese Daten stellen eine wichtige Grundlage für die Testauswahl und Patientenzahlkalkulation für eine prospektive Studie dar.