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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015)

20.10. - 23.10.2015, Berlin

Quantifizierung des Effekts anterolateraler Kapselverletzungen und ihrer Versorgung mittels extraartikulärer Tenodese auf die Kinematik des Kniegelenks im Rahmen klinischer Tests

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Daniel Günther - Orthopaedic Robotics Laboratory, Departments of Orthopaedic Surgery and Bioengineering, University of Pittsburgh, Pittsburgh, United States
  • Fabio Arilla - Orthopaedic Robotics Laboratory, Departments of Orthopaedic Surgery and Bioengineering, University of Pittsburgh, Pittsburgh, United States
  • Carlos Yacuzzi - Orthopaedic Robotics Laboratory, Departments of Orthopaedic Surgery and Bioengineering, University of Pittsburgh, Pittsburgh, United States
  • Amir Ata Rahnemai Azar - Orthopaedic Robotics Laboratory, Departments of Orthopaedic Surgery and Bioengineering, University of Pittsburgh, Pittsburgh, United States
  • Freddie Fu - Orthopaedic Robotics Laboratory, Departments of Orthopaedic Surgery and Bioengineering, University of Pittsburgh, Pittsburgh, United States
  • Richard Debski - Orthopaedic Robotics Laboratory, Departments of Orthopaedic Surgery and Bioengineering, University of Pittsburgh, Pittsburgh, United States
  • Volker Musahl - Orthopaedic Robotics Laboratory, Departments of Orthopaedic Surgery and Bioengineering, University of Pittsburgh, Pittsburgh, United States

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015). Berlin, 20.-23.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocWI59-1070

doi: 10.3205/15dkou428, urn:nbn:de:0183-15dkou4284

Veröffentlicht: 5. Oktober 2015

© 2015 Günther et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Jüngste Publikationen haben das Interesse an der Anatomie der anterolateralen Kapsel des Kniegelenks neu entfacht. Biomechanischen Studien in Bezug auf die Funktion der anatomischen Strukturen sind rar. Fraglich ist zudem, ob Verletzung des anterolateralen Kapselapparates, die häufig im Rahmen von vorderen Kreuzbandverletzungen auftreten, im Zuge der Kreuzbandrekonstruktion mittels extraartikulärer Tenodese (EAT) versorgt werden sollen.

Methodik: Es wurden 7 untere Extremitäten von Körperspendern mit einem Durchschnittsalter von 60 Jahren inkludiert. Drei orthopädische Chirurgen führten den Pivot-Shift-Test durch. Des Weiteren wurde einmalig der Lachman Test und die vordere Schublade durchgeführt sowie die maximale externe und interne Rotation bei 30° und bei 90° Flexion des Kniegelenks geprüft.

Die Gelenke wurden in sieben verschiedenen Defekt-/Rekonstruktionsstufen getestet (Tabelle 1 [Tab. 1]).

Die EAT wurde modifiziert nach Lemaire durchgeführt. Ein elektromagnetisches Tracking-System (Nest of Birds, Ascension Technology) wurde verwendet, um die Kniekinematik zu messen (Genauigkeit: 0,5 mm und 0,5°). Die statistische Auswertung erfolgte mittels Kruskal-Wallis-Test.

Ergebnisse: Nach Verletzung der anterolateralen Kapsel im VKB-defekten Knie stieg im Rahmen des Pivot-Shift-Tests die anteriore tibiale Translation (ATT) signifikant von 8,0 ± 5,2 mm auf 12,7 ± 6,2 mm an (p = 0,006). Abbildung 1 [Abb. 1].

Die Innenrotation erhöhte sich signifikant von 12,6 ± 6,1° auf 16,4 ± 6,9° (p = 0,04).

Es war kein signifikanter Unterschied in der Kniekinematik zu beobachten, wenn eine EAT im Kniegelenk mit isolierter VKB-Ruptur durchgeführt wurde.

Wenn die EAT in einem kapsel-defizitären Knie mit VKB-Rekonstruktion durchgeführt wurde verringerte sich die ATT von 7,0 ± 3,4 mm auf 4,4 ± 2,7 mm (p = 0,014) und die Innenrotation von 13,4 ± 6,8° auf 8,4 ± 4,3°, p = 0,01).

Wurde das kapsel-defizitäre Knie und das durch eine EAT versorgte Knie mittels Lachman-Test, vorderer Schublade und isolierter Rotationsbestimmung evaluiert, waren diese Effekte deutlich geringer ausgeprägt als im Pivot-Shift Test.

Schlussfolgerungen: Die EAT kann in Knien mit kombinierter VKB-Ruptur und anterolateraler Kapselverletzung eine Alternative zur Wiederherstellung der Kniekinematik darstellen. Eine Quantifizierung der anterolateralen Rotationsinstabilität ist unabdingbar, um eine sinnvolle Therapieentscheidung treffen zu können und geeignete Patienten auszuwählen. Bewegungseinschränkungen sowie erhöhte Belastung des lateralen Kompartiments müssen diskutiert werden.