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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015)

20.10. - 23.10.2015, Berlin

Retrospektive Keimspektrumanalyse bei Osteomyelitis der oberen und unteren Extremität in 213 Fällen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Armin O. Scholz - Heinrich-Heine Universität Düsseldorf, Medizinische Fakultät, Klinik für Unfall- und Handchirurgie, Düsseldorf, Germany
  • Sophia Schwippe - Heinrich-Heine Universität Düsseldorf, Medizinische Fakultät, Klinik für Unfall- und Handchirurgie, Düsseldorf, Germany
  • Sebastian Gehrmann - Heinrich-Heine Universität Düsseldorf, Medizinische Fakultät, Klinik für Unfall- und Handchirurgie, Düsseldorf, Germany
  • Martin Glombitza - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Duisburg, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Duisburg, Germany
  • Bernhard Zöllner - Bioscentia, Moers, Germany
  • Joachim Windolf - Heinrich-Heine Universität Düsseldorf, Medizinische Fakultät, Klinik für Unfall- und Handchirurgie, Düsseldorf, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015). Berlin, 20.-23.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocWI58-988

doi: 10.3205/15dkou420, urn:nbn:de:0183-15dkou4202

Veröffentlicht: 5. Oktober 2015

© 2015 Scholz et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Problemfälle in der Unfallchirurgie stellen vor allem postoperative Infektionen des Knochens dar. In 1-5% aller geschlossenen und bis zu 25% bei offenen Frakturen können nach Osteosynthese solche Infekte auftreten. Häufigste Keime für postoperative Infekte sind immer noch Staphylokokkus aureus und Koagulase-negative Staphylokokken. Es stellt sich aber die Frage, ob es Unterschiede im Keimspektrum aufgrund der Lokalisation (obere und untere Extremität) und der Entität des Knochens gibt. Wiesen kortikale Röhrenknochen ein anderes Keimspektrum auf als spongiöse (kurze) Knochen?

Methodik: Es wurde eine retrospektive Datenanalyse an 213 pseudonymisierten Fällen durchgeführt. Hierzu wurden die Patientenakten aller Patienten aus dem Jahr 2010 bis 2012, mit klinischer und/oder radiologischer Diagnose einer Osteomyelitis eingeschlossen. Die Diagnose wurde in allen Fällen intraoperativ durch Entnahme von 5 Gewebeproben aus dem Knochen- und Weichgewebe validiert. An Daten wurden das Geschlecht, das Alter, der BMI, Risikofaktoren sowie die Liegedauer und Anzahl der Operationen erfasst. Ebenso wurde der oder die Erreger spezifiziert und die antibiotische Behandlung eruiert. Die Abfragematrix wurde mittels der Statistik- und Analyse Software SPSS erstellt. Ein Ethikvotum liegt vor.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Es wurden die Akten von 213 Patienten analysiert. Hiervon waren 175 Männer und 38 Frauen mit einem Durchschnittsalter von 53 Jahren (10-84). In 164 (77%) Fällen lag ein Monomikrobieller Befall vor, in 49 (23%) Fällen ein polymikrobieller Befall. Lange Röhrenknochen waren 177 (83,1%) mal und spongiöse kurze Knochen 36 (16,9%) betroffen. In 79,5% wurden grampositive Kokken bei monobakteriellem Befund festgestellt bei polymikrobieller Keimflora war die Kombination aus grampositiven und gramnegativen Keimen in 61,4% der Fälle am häufigsten. In der statistischen Auswertung ergab sich keine Signifikanz bezüglich des Keimspektrum langer Röhrenknochen versus kurzer Knochen ( 77,4% vs 72,7%). Einen signifikanten Unterschied konnten wir jedoch zwischen oberer und unterer Extremität feststellen: Während an der oberen Extremität eine Monobesiedlung in 95,3% vorlag, fand sich an der unteren Extremität eine Monobesiedlung lediglich in 71,8%. Somit konnten wir aufzeigen, dass in unserem Kollektiv sechsmal häufiger (p=0,026 im Chi-Quadrat-Test) eine Mischinfektion an der unteren Extremität bei Erstdiagnose einer Osteomyelitis vorlag als an der oberen Extremität. Die Literaturrecherche ergab, dass diese Fallstudie den bisher größten Datensatz in der Erfassung des Keimspektrums in Bezug auf die Lokalisation darstellt. Hieraus lässt sich schließen, dass bei jedem dritten Knocheninfekt eine primäre kalkulierte Antibiose nur z.B. mit einem Cephalosporin nicht ausreicht. Bis zur Validierung des Keimspektrums durch Gewebeproben und dem Beginn einer gezielten Antibiotikatherapie wäre an der unteren Extremität somit eine kalkulierte Antibiose durch Kombinationspräparate für gramnegative und grampositive Keime zu empfehlen.