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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015)

20.10. - 23.10.2015, Berlin

Nasenkolonisation mit multiresistenen Staphylokokken in einem großen internationalen Kollektiv von Unfallchirurgen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Christoph Erichsen - BG Unfallklinik Murnau, AO Research Institute Davos, Murnau, Germany
  • Mario Morgenstern - BG Unfallklinik Murnau, AO Research Institute Davos, Murnau, Germany
  • Simon Hackl - BG Unfallklinik Murnau, AO Research Institute Davos, Murnau, Germany
  • Fintan Moriarty - AO Research Institute Davos, Davos, Switzerland
  • Sven Hungerer - BG Unfallklinik Murnau, Institut für Biomechanik, Septische und Rekonstruktive Chirurgie, Murnau, Germany
  • Volker Bühren - BG Unfallklinik Murnau, Chirurgie, Unfallchirurgie und Orthopädie, Murnau, Germany
  • Geoff Richards - AO Research Institute, Davos, Switzerland
  • Stephen Kates - University of Rochester Medical Center, Rochester, United States

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015). Berlin, 20.-23.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocWI58-640

doi: 10.3205/15dkou418, urn:nbn:de:0183-15dkou4180

Veröffentlicht: 5. Oktober 2015

© 2015 Erichsen et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Staphylokokkus aureus und koagulase negative Staphylokokken (CoNS) sind ubiquitär vorkommende nosokomiale Keime und hauptverantwortlich für Implantatinfektionen. Die Zahl resistenter Keime wie Methicillin-resistente S.aureus (MRSA) und CoNS (MRCoNS) nimmt stetig zu und deren Behandlung wird zunehmend schwieriger. Studien haben gezeigt, dass Keime von Krankenhauspersonal auf Patienten übertragen werden können. Unklar ist, welche Rolle die Nasenkolonisation mit antibiotikaresistenten Keimen von Chirurgen hierbei spielt. Bisher wurde diese nur in kleinen und regionalen Populationen untersucht. Daten zur Prävalenz von CoNS und vor allem MRCoNS in einer internationalen Population von Chirurgen existieren bis heute nicht.

Primäres Ziel unserer Arbeit war es daher die Prävalenz antibotikaresistenter Staphylokokken in einem internationalen Kollektiv von Chirurgen zu untersuchen. Ein weiteres Ziel war es die Risikofaktoren für eine Kolonisation mit Staphylokokken und die Antibiotikaresistenz im Zusammenhang mit persönlichen und beruflichen Parametern zu identifizieren.

Methodik: In einem Zeitraum von zwei Wochen konnten prospektiv 1.166 aktive Unfallchirurgen aus insgesamt 75 Ländern eingeschlossen werden. Nasenabstriche sowie anonyme Daten wurden gewonnen. Außer demographischen Basisdaten wie Geschlecht, Alter und Herkunft wurden folgende Parameter erhoben: Aktuelle Arbeitsstätte, Arbeitsdauer, Größe des Krankenhauses, Kontakt mit Patienten mit MRSA oder Knocheninfektionen, eigener Antibiotikagebrauch. Die Prävalenz der Nasenkolonisation der verschiedenen Keime und das korrespondierende 95% Konfidenzintervall wurde berechnet.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die durchschnittliche Nasenkolonisationsrate mit S.aureus lag bei 28%. Die weltweite MRSA Prävalenz ergab 2%, wobei sich siginifikante regionale Unterschiede zeigten. Global konnten eine hohe Nasenkolonisationsrate mit MRCoNS von 21.4% nachgewiesen werden. Die höchsten MRSA- und MRCoNS- Kolonisationsraten wiesen Chirurgen aus Asien, Zentralamerika und Afrika auf. In einer Population von 79 in Nordamerika tätigen Chirurgen konnte kein MRSA nachgewiesen werden. Bei 659 Chirurgen aus Europa fanden sich eine niedrige Rate an MRSA und MRCoNS. Der Gebrauch von Antibiotika innerhalb der letzten sechs Monate war mit einer signifikant höheren Kolonisationsrate mit resistenten Staphylokokken assoziiert.

Diese Studie bietet einen globalen Überblick über die Nasenkolonisation mit multiresistenten Staphylokokken wie MRSA und MRCoNS in einem internationalen Kollektiv von 1.166 Unfallchirurgen. Die Nasenkolonisationraten mit methicillin-sensitivem Staphylokokkus aureus und MRSA sind vergleichbar mit der Normalbevölkerung. Zum ersten Mal konnte eine hohe Rate (21.4%) an MRCoNS Nasenkolonisation bei Chirurgen gezeigt werden. Diese Keime spielen eine zentrale Rolle bei vielen Implantatinfektionen und stellen eine zunehmende Bedrohung dar.