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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015)

20.10. - 23.10.2015, Berlin

Unterschiedliche psychoonkologische Belastung von Patienten mit Osteo-, Ewing- und Liposarkom: Ein Facebook-basiertes Belastungs-Screening

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Florian Pohlig - Technische Universität München, Klinikum rechts der Isar, Klinik für Orthopädie und Sportorthopädie, München, Germany
  • Ulrich Lenze - Klinikum rechts der Isar, TU München, Klinik für Orthopädie und Sportorthopädie, München, Germany
  • Florian Lenze - Technische Universität München, Klinikum rechts der Isar, Klinik für Orthopädie und Sportorthopädie, München, Germany
  • Alexandra Nest - Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psych, Sektion Psychosoziale Onkologie, München, Germany
  • Peter Herschbach - Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psych, Sektion Psychosoziale Onkologie, München, Germany
  • Rüdiger von Eisenhart-Rothe - Technische Universität München, Klinikum rechts der Isar, Klinik für Orthopädie und Sportorthopädie, München, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015). Berlin, 20.-23.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocWI55-745

doi: 10.3205/15dkou398, urn:nbn:de:0183-15dkou3980

Veröffentlicht: 5. Oktober 2015

© 2015 Pohlig et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Psychosoziale Belastungsreaktionen von Krebspatienten stellen ein klinisch relevantes Problem dar. Routinemäßige Screenings während der medizinischen Behandlung können helfen, entsprechend vulnerable Patienten zu identifizieren und einer Behandlung zuzuführen. Unterschiede bezüglich der psychoonkologischen Belastung orthopädischer Patienten bei verschiedenen Sarkomentitäten sind jedoch aufgrund der geringen Inzidenz dieser Erkrankungen nur schwer zu identifizieren. Soziale Netzwerke wie Facebook mit ihren themenbezogenen Gruppen können besonders bei seltenen Erkrankungen wie Sarkomen durch die Erreichbarkeit einer Vielzahl betroffener Personen ein geeignetes Medium zur Erhebung solcher Daten darstellen.

Ziel dieser Studie war daher die Internet-basierte Erhebung der psychoonkologischen Belastung von Patienten mit Osteo-, Ewing und Liposarkom mittels eines Selbstauskunft-Belastungs-Screening über Facebook.

Methodik: Ein psychometrisch geprüfter Fragebogen mit 10 Items (Antwortkategorien: 0 = keine Belastung bis 5 = sehr starke Belastung) zum psychoonkologischen Belastungsscreening (FBK-R10) (Book et al., Psychooncology, 2011) wurde als Onlinefragebogen erstellt. Bei einem Punktwert von mehr als 14 kann von einer behandlungsbedürftigen psychoonkologischen Belastung des Patienten ausgegangen werden. Ein Link zum Onlinefragebogen wurde mit den notwendigen Informationen in speziellen Facebook-Gruppen zu Osteo-, Ewing- und Liposarkom geposted.

Nach einem Monat wurden die Umfragen geschlossen und die erhobenen Daten statistisch in Hinblick auf psychoonkologische Belastung bei den unterschiedlichen Tumorentitäten sowie angebotener psychoonkologischer Behandlung ausgewertet.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt nahmen 43 Patienten mit Osteo-, Ewing- oder Liposarkom an unserer Onlinestudie teil. Es zeigte sich bei allen 3 Sarkomentitäten ein hoher Anteil psychoonkologisch belasteter Patienten (Liposarkom: 78%; Osteosarkom 91%; Ewing Sarkom: 100%). Der erreichte mittlere Punktwert beim Liposarkom betrug 24,5. Patienten mit Osteo- oder Ewing-Sarkom erreichten einen im Vergleich zu Liposarkompatienten erhöhten aber statistisch knapp nicht signifikanten Mittelwert von 30,4 (p=0,14) bzw. 32,0 (p=0,07). Eine psychoonkologische Behandlung wurde insgesamt in 30,4% der Fälle angeboten. Hiervon waren 41,7% der Patienten mit der psychoonkologischen Therapie zufrieden.

Unsere Studie konnte den bereits im klinischen Alltag nachgewiesenen hohen Bedarf an psychoonkologischer Mitbehandlung von Sarkompatienten bestätigen. Hierbei scheint sich eine gewisse Abhängigkeit von psychoonkologischer Belastung und der mit der Sarkomentität einhergehenden Mortalität zu bestätigen. Tumororthopädische Patienten erhalten aber bislang keine ausreichende flächendeckende psychoonkologische Betreuung.

Ferner konnte in unserer Studie ein soziales Netzwerk wie Facebook als modernes Medium in Kombination mit einem Online-Fragebogen erfolgreich zur Erhebung von epidemiologischen Daten seltener Erkrankungen genutzt werden.