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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015)

20.10. - 23.10.2015, Berlin

Ist die Hemipelvektomie als Therapieoption bei Patienten ab 65 Jahren geeignet? Retrospektive Analyse der chirurgischen und onkologischen Ergebnisse bei 34 Patienten mit einer mittleren Nachsorgezeit von 56 Monaten

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Wiebke Guder - Universitätsklinikum Münster, Allg. und Tumororthopädie, Münster, Germany
  • Jendrik Hardes - Universitätsklinikum Münster, Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Klinik und Poliklinik für Allgemeine und Tumororthopädie, Münster, Germany
  • Georg Gosheger - Universitätsklinikum Münster, Klinik und Poliklinik für Allgemeine und Tumororthopädie, Münster, Germany
  • Marcel-Philipp Henrichs - Universitätsklinikum Münster, Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Klinik und Poliklinik für Allgemeine und Tumororthopädie, Münster, Germany
  • Markus Nottrott - Klinik für allgemeine Orthopädie und Tumororthopädie, Universitätsklinikum Münster, Münster, Germany
  • Arne Streitbürger - Universitätsklinikum Münster, Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Klinik und Poliklinik für Allgemeine und Tumororthopädie, Münster, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015). Berlin, 20.-23.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocWI54-575

doi: 10.3205/15dkou385, urn:nbn:de:0183-15dkou3859

Veröffentlicht: 5. Oktober 2015

© 2015 Guder et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die Hemipelvektomie bezeichnet die operative Entfernung einer Beckenhälfte unter Erhalt (intern) oder Verlust des angrenzenden Beins (extern). Die Indikation zur Durchführung einer Hemipelvektomie besteht in der Behandlung maligner Erkrankungen des Bewegungsapparats. Aufgrund der steigenden Lebenserwartung unserer Gesellschaft und der Weiterentwicklung onkologischer Therapiekonzepte wird die Hemipelvektomie im höheren Lebensalter sowie bei metastasierten Erkrankungen zunehmend diskutiert.

Die Datenlage in der Literatur, ob dieser komplikationsträchtige Eingriff auch bei älteren Patienten sinnvoll ist, ist schlecht. Daher ist es Ziel dieser Studie die Sinnhaftigkeit der Hemipelvektomie im Lebensalter ab 65 Jahren anhand der Erfahrungen unserer Klinik zu überprüfen.

Methodik: Es handelt sich um eine retrospektive Analyse der chirurgischen und onkologischen Ergebnisse von 34 Patienten im Alter > 65 Jahren, die mittels Hemipelvektomie in unserer Klinik zwischen 1999 und 2013 behandelt wurden. Mit der Kaplan-Meier-Methode wurde die kumulative Überlebenswahrscheinlichkeit berechnet. EbM-Level 4.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Das mittlere Patientenalter bei Operation betrug 70,2 Jahre. 30 Patienten wurden bei mittel- bis hochbösartigen Tumoren behandelt. In 81,8% der Fälle lag der maximale Tumordurchmesser bei > 10 cm. 13 Patienten wurden primär mittels interner, 9 Patienten mittels externer Hemipelvektomie behandelt. 12 Patienten wurden mittels externer Hemipelvektomie bei Lokalrezidiv behandelt. Postoperative Wundinfektionen traten in 61,7% auf. 3 Patienten wurden nach interner Hemipelvektomie bei therapieresistenter Infektion nachamputiert. 8,8% der Patienten verstarben während des stationären Aufenthalts. Freie Resektionsränder konnten bei 88% der Patienten erreicht werden, 6% der Patienten wurden geplant intraläsional operiert. Lokalrezidive traten in 8,8% der Patienten nach einem mittleren Zeitraum von 26 Monaten nach Operation auf. 11 Patienten befinden sich in Remission. 23 Patienten sind an der Erkrankung oder anderen Ursachen verstorben. Patienten mit Lungenmetastasen hatten eine mittlere Überlebensdauer von 22 Monaten nach Operation, im Vergleich zu 37 Monaten in der kurativen Patientengruppe.

Im Vergleich mit der Literatur zeigt sich ein erhöhtes Risikoprofil für Patienten ab 65 Jahren (revisionspflichtige Wundinfektionen, Krankenhausmortalität, u.a.). Zur Verminderung von Schmerzen und Verbesserung der Mobilität erscheint im höheren Lebensalter die externe Hemipelvektomie besser geeignet. Daher halten wir die Hemipelvektomie bei älteren Patienten, als auch im metastasierten Stadium bei strenger Indikationsstellung unter Berücksichtigung der Komorbiditäten für eine sinnvolle Therapieoption.