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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015)

20.10. - 23.10.2015, Berlin

Lumbale Hybridversorgung mittels ventraler Spondylodese und Bandscheibenprothese vs. TLIF und dorsaler Spondylodese L4-S1 – Eine prospektiv-randomisierte klinisch-radiologische 3-Jahres-Vergleichsstudie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Eike Hoff - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Orthopädie, Centrum für Musculoskeletale Chirurgie, Berlin, Germany
  • Patrick Strube - Klinik für Orthopädie, Waldkrankenhaus Rudolf Elle, Eisenberg, Germany
  • Matthias Pumberger - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Orthopädie, Centrum für Musculoskeletale Chirurgie, Berlin, Germany
  • Robert Karl Zahn - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Orthopädie, Centrum für Musculoskeletale Chirurgie, Berlin, Germany
  • Michael Putzier - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Orthopädie, Centrum für Musculoskeletale Chirurgie, Berlin, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015). Berlin, 20.-23.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocWI52-1459

doi: 10.3205/15dkou372, urn:nbn:de:0183-15dkou3725

Veröffentlicht: 5. Oktober 2015

© 2015 Hoff et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die bisegmentale Spondylodese zur Versorgung degenerierter Wirbelsäulensegmente ist mit einer nicht unbeträchtlichen Rate an Komplikationen wie Anschlussdegenerationen oder Pseudarthrosen verbunden. Das Ziel der vorliegenden Studie ist die klinisch-radiologische Evaluation einer ventralen Hybridversorgung aus ALIF (unteres Segment) und Bandscheibenprothese (BSP, kraniales Segment) im Vergleich zur zirkumferenten dorsalen bisegmentalen Spondylodese.

Methodik: 62 Patienten mit symptomatischer Bandscheibendegeneration in den Segmenten L5/S1 (Modic >/= 2°) und L4/5 (Modic </= 2°, negativer Facetteninfiltrationstest, Fujiwara </= 2°) wurden in die Studie eingeschlossen. 31 Patienten wurden in ventraler Hybridtechnik (Gruppe H) und 31 mittels TLIF und transpedikulärer Stabilisierung L4-S1 (Gruppe T) versorgt. Präoperativ sowie 0, 12 und im Mittel 37 Monate postoperativ wurden klinische (ODI, VAS) und radiologische Daten (Röntgen in 2 Ebenen stehend und Funktionsaufnahmen hinsichtlich Implantatversagen, Fusionsrate sowie gesamte und segmentale Lordose & ROM) erhoben und die postoperativen mit den präoperativen Daten verglichen (two-way ANOVA mit Messwiederholung).

Ergebnisse: Bei den 26/31 (Gruppe H) und den 24/31 (Gruppe T) zum finalen Follow-up (FU) verbliebenen Patienten kam es im Verlauf zu einer signifikanten Reduktion des ODI und der VAS im Vergleich zu präoperativ. Die Patienten der Gruppe H wiesen direkt postoperativ und zum letzten FU signifikant weniger Schmerzen auf als die Patienten der Gruppe T. Wir konnten in keiner der Gruppen ein Implantatversagen, in Gruppe H eine Pseudarthrose L5/S1 und in Gruppe T in 2 Fällen Schraubenlockerungen S1 beobachten. Wir fanden in beiden Gruppen eine Zunahme der Gesamtlordose, wobei diese Zunahme in Gruppe H hauptsächlich durch Lordosierung in den operierten Segmenten L4-S1, in Gruppe T durch Lordosierung in den nichtoperierten Segmenten L1-L4 begründet war. In Gruppe H fanden wir in den Segmenten L4/5 und L3/4 gegenüber präoperativ eine erhöhte Beweglichkeit. Die Patienten der Gruppe T wiesen in den Segmenten kranial der Fusion eine erhöhte Beweglichkeit gegenüber präoperativ auf. Zum finalen FU war die ROM im Segment L3/4 in Gruppe T signifikant größer als in Gruppe H.

Schlussfolgerung: Die beiden untersuchten Operationstechniken führen kurz- und mittelfristig zu unterschiedlichen Belastungs- und Bewegungsverhältnissen der Lendenwirbelsäule. Die ventrale Hybridversorgung in den Segmenten L4-S1 zeigt bei der vorgestellten Indikation gute klinische Ergebnisse bei balancierter Wiederherstellung der lumbalen Lordose. Die geringeren Schmerzen in der ventralen Hybridgruppe direkt postoperativ sind möglicherweise Weise durch die geringere Zugangsmorbidität begründet. Das mittelfristig schlechtere Ergebnis nach bisegmentaler dorsaler Spondylodese kann auf die vermehrte Lordose in den Segmenten kranial der Fusion und die Mehrbeweglichkeit im Segment L3/4 mit konsekutiv erhöhter Facettenlast zurückzuführen sein.