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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015)

20.10. - 23.10.2015, Berlin

Nachweis von Propionibacterium acnes bei lumbalen Bandscheibenoperationen: Infektion oder Kontamination?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Harald Schall - Orthopädische Klinik Markgröningen, Abt. für Neuroorthopädie u. Rückenmarkverletzungen, Wirbelsäulenzentrum, Markgröningen, Germany
  • Petra Büchin-Emunds - Orthopädische Klinik Markgröningen, Abt. für Neuroorthopädie u. Rückenmarkverletzungen, Wirbelsäulenzentrum, Markgröningen, Germany
  • Peter Schäfer - MVZ Labor PD Dr. Volkmann und Kollegen, Karlsruhe, Germany
  • Christoph R. Schätz - Orthopädische Klinik Markgröningen, Abt. für Neuroorthopädie u. Rückenmarkverletzungen, Wirbelsäulenzentrum, Markgröningen, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015). Berlin, 20.-23.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocWI51-500

doi: 10.3205/15dkou360, urn:nbn:de:0183-15dkou3603

Veröffentlicht: 5. Oktober 2015

© 2015 Schall et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Bei Patienten, die sich einer lumbalen Bandscheibenoperation unterziehen, kann sehr häufig im entnommenen Gewebe Propionibacterium acnes (P. acnes) nachgewiesen werden. Einige Autoren folgerten hieraus, dass P. acnes eine Bandscheibendegeneration auslösen könnte. Ziel dieser Studie war es zu prüfen, ob der häufige Nachweis von P. acnes im Gewebe degenerierter Bandscheiben durch intraoperative Kontamination bedingt sein könnte.

Methodik: Von Mai bis Dezember 2014 wurden prospektiv bei 97 Patienten (57 m, 40 w, Durchnittsalter 51 ± 16 Jahre) welche sich einer lumbalen Bandscheibenoperation unterzogen (Bandscheibengruppe), jeweils ein Hautabstrich nach 10-minütiger Desinfektion sowie je 5 Gewebeproben aus dem Lig. flavum sowie dem entfernten Bandscheibengewebe mikrobiologisch untersucht. Bei 65 Patienten einer Kontrollgruppe (37 m, 38 w, Durschnittsalter 63 ± 13 Jahre), bei denen eine Dekompression des Spinalkanales oder eine Fusion erfolgte, wurden ein Hautabstrich sowie 5 Gewebeproben aus dem Lig. flavum untersucht. Alle Patienten erhielten präoperativ eine leitliniengerechte single-shot-Antibiotikagabe, die Abstriche und Gewebeproben wurden unter strikt sterilen Bedingungen entnommen und für 14 Tage aerob und anaerob auf unterschiedlichen Agarplatten bebrütet. Die statistische Auswertung erfolgte nach dem Fishers Exakt-Test.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: 41 Patienten der Bandscheibengruppe (42,2%) zeigten in den Proben aus dem Bandscheibengewebe einen positiven Keimnachweis, in 32 Fällen (78,0%) konnte P. acnes nachgewiesen werden. In der gleichen Gruppe zeigten 39 Patienten (40,2%) positive Keimnachweise in den Proben aus dem Lig. flavum, hiervon in 34 Fällen P. acnes (87,1%). 31 der 41 Patienten (75,6%) mit Nachweis von P. acnes im Bandscheibengewebe zeigten auch diesen Keim im Lig. flavum. 21 der 97 Patienten hatten einen positiven Hautabstrich, in 12 Fällen (57,1%) war P. acnes nachweisbar, 11 dieser Patienten (91,6%) zeigten auch P. acnes im Bandscheibengewebe.

In den Kontrollgruppe konnten bei 14 Patienten (21,5%) Keime in den Proben aus dem Lig. flavum nachgewiesen werden, in 9 Fällen P. acnes (64,2%). Bei 10 Patienten (15,3%) war der Hautabstrich positiv, P. acnes konnte einmalig nachgewiesen werden (10,0%).

Patienten der Bandscheibengruppe zeigen in den Proben aus dem Lig. flavum P. acnes signifikant häufiger (p=0,006), als die Patienten der Kontrollgruppe. Da jedoch bei Patienten der Bandscheibengruppe sehr häufige P. acnes sowohl im Lig. flavum als auch im Bandscheibengewebe nachgewiesen werden konnte, ist auch in Anbetracht der Hautabstrichergebnisse von einer Kontamination auszugehen. Eine postoperative Infektion wurde bei keinem Patienten der beiden Gruppen beobachtet.