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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015)

20.10. - 23.10.2015, Berlin

Implantat-assoziierte Infektionen der Wirbelsäule: Diagnostik, Therapie und klinisches Outcome

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Sebastian Hardt - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Klinik für Orthopädie, Berlin, Germany
  • Karolin Köder - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Germany
  • Anne Katrin Fietz - PRO-IMPLANT Foundation, Berlin, Germany
  • Christian Morgenstern - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Klinik für Orthopädie, Berlin, Germany
  • Michael Putzier - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Klinik für Orthopädie, Berlin, Germany
  • Andrej Trampuz - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Klinik für Orthopädie, Berlin, Germany
  • Carsten Perka - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Klinik für Orthopädie, Berlin, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015). Berlin, 20.-23.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocWI51-1425

doi: 10.3205/15dkou356, urn:nbn:de:0183-15dkou3568

Veröffentlicht: 5. Oktober 2015

© 2015 Hardt et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Der zunehmende Einsatz von Implantaten im Bereich der Wirbelsäulenchirurgie ist verbunden mit einer steigenden Inzidenz an Infektionen. Das grundsätzliche diagnostische und therapeutische Vorgehen bei Implantat-assoziierten Wirbelsäuleninfektionen ist nicht endgültig geklärt. Ziel der vorliegenden Studie ist es, die angewandten diagnostischen und operativen Vorgehensweisen zu evaluieren. Zusätzlich wurde eine mögliche Auswirkung der antimikrobiellen Therapie auf das Outcome untersucht.

Methodik: Diese retrospektive Kohortenstudie umfasst alle Patienten, die sich von März 2005 bis Januar 2014 bei einer implantatassoziierten Infektion im Bereich der Wirbelsäule in unserem Zentrum in Behandlung befanden. Patienten mit einer implantat-assoziierten Infektion wurden anhand der Definition des Centers for Diseases Control and Prevention (CDC) eingeschlossen. Es wurden demografische, klinische, diagnostische und therapeutische Daten erfasst, sowie das jeweilige Outcome mittels Fragebogen oder telefonischem Interview nachuntersucht. Jeder einzelne Fall wurde mit einem Infektiologen bzgl. der gewonnen mikrobiologischen als auch der daraufhin folgenden antimikrobiellen Therapie diskutiert. Patienten mit unvollständigem Datensatz, der Notwendigkeit einer unerwarteten Revisionsoperation oder einer neuen antimikrobiellen Therapie wurden von der Studie ausgeschlossen. Das Risiko eines Therapieversagens wurde mit einem Log Rank Test analysiert und die Signifikanzgrenze bei p <0,05 gesetzt.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Das Durchschnittsalter der 93 Patienten betrug 66 Jahre, 51% waren männlich. Isolierte Rückenschmerzen (75%) und Wunddehiszenz (74%) zählten zu den häufigsten Symptomen. Fieber (8%) und lokale Entzündungszeichen waren hingegen nicht obligat. In 89% der Fälle zeigten sich erhöhte CRP-Werte. 69% der intraoperativ entnommenen Biopsien erbrachten einen positiven Keimnachweiß. Eine frühe Wundrevision wurde bei fast allen Patienten durchgeführt (98%). Der allgemeine Therapieerfolg lag bei 59%. Das Risiko eines Therapieversagens war signifikant geringer bei Patienten mit einer optimierten antimikrobiellen Therapie (p=0,006). Ähnliche Resultate zeigte die multivariate Analyse. Eine adäquate antimikrobielle Therapie führte zu einem 77% geringeren Risiko des Therapieversagens (p=0,019) sowie zu einem signifikant besserem Outcome bezüglich Schmerz und Folgeoperationen zum Zeitpunkt der Nacherfassung (p=0,027).

Die Ergebnisse unterstreichen, dass der isolierte Rückenschmerz hinweisend auf eine implantat-assoziierte Infektion sein kann. Eine frühe Wundrevision und Debridement gehören zum Standartverfahren. Intraoperativ entnommenen mikrobiologischen Proben können die meisten Erreger nachweisen. Eine optimierte antimikrobielle Therapie kann den Therapieerfolg bezüglich Schmerz und Folgeoperationen signifikant verbessern und stellt einen wichtigen Teil der interdisziplinären Behandlung dar.