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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015)

20.10. - 23.10.2015, Berlin

Kallusdistraktion mit dem Precice-Nagel – Komplikationen und Ergebnisse

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Ulrich Wiebking - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik f. Unfallchirurgie, Hannover, Germany
  • Emmanouil Liodakis - Jewish General Hospital, Orthopaedic and Trauma Department, Montreal, Canada
  • Christian Krettek - Medizinische Hochschule Hannover, Unfallchirurgische Klinik, Hannover, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015). Berlin, 20.-23.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocWI48-54

doi: 10.3205/15dkou336, urn:nbn:de:0183-15dkou3367

Veröffentlicht: 5. Oktober 2015

© 2015 Wiebking et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: 3 Systeme werden für die intramedulläre Beinverlängerung verwendet: Mechanisch aktivierte Nägel (ISKD, Albizzia), magnetisch aktivierte mechanische Nägel (Phenix, Precice) und ein motorisierter Nagel (Fitbone). Erste klinische Ergebnisse des neuen Precice-Nagelsystems (Ellipse, USA) in der Anwendung an den unteren Extremitäten liegen vor. Wir präsentieren unsere Erfahrungen und Probleme mit diesem Nagel in einer kleinen Fallserie unter Betrachtung (1) der Kontrolle der Distraktionsrate, (2) des Erreichens der Distraktionsziele, (3) der Komplikationen und (4) der Auswirkung auf das Outcome.

Methodik: 9 Patienten wurden 2012 bis 2013 retrospektiv nachuntersucht. Alter ∅ 32 Jahre (17-48 Jahre). Die Daten wurden aus den vorhandenen medizinischen Unterlagen und Röntgenaufnahmen sekundär erhoben und während der Nachuntersuchung. Es wurde 5 x der Femur und 4 x die Tibia operiert. Ursache waren 5 x posttraumatische und 4 x kongenitale Verkürzungen. Das mittlere Verlängerungsziel war 36.4 ± 11.4 mm. Der kürzeste Follow-up betrug 2 Monate (Mittelwert 5 Monate; 2-9 Monate). Es wurde die Genauigkeit und Präzision der Distraktion, das Knochenalignement, die Gelenkbeweglichkeit und jede Komplikation erfasst. Die Genauigkeit gab an inwieweit die gemessene Verlängerung der angegebenen Verlängerung entspricht, während die Präzision wiedergab wie weit über die Phase der Verlängerungsperiode die wiederholten Messungen untereinander übereinstimmten.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Verlängerungstrecke betrug ∅ 34.7 ± 10.7 mm. Der Distraktionsindex war ∅ 0,39 ± 0,88 mm/day und der Konsolidierungsindex betrug ∅ 33,45 ± 10,31 days/cm. „Running“-Phänomene traten nicht auf. Die Genauigkeit der Distraktion betrug 78,0 % ± 10,7 % und die Präzision 61 %. Wir beobachteten bei 7 Patienten Differenzen zwischen geplantem und erreichtem Distraktionsziel im Mittel von 1,6 mm (-20,0 bis 5,0 mm). Die Vollbelastung wurde bei 8 Patienten nach ∅ 12 Wochen (6-28 Wochen) erreicht. Im Score nach Karlström und Olerud konnte eine Verbesserung um 3 Punkte von 26 präoperativ (schlecht, Spannweite 19-13), auf 29 postoperativ (mäßig, Spannweite 25-34) im Mittel erreicht werden. Der Score nach Paley betrug postoperativ nach Abschluss der Verlängerung und Erreichen der Vollbelastung ∅ 86 ± 7,3, was einem guten Ergebnis entsprach. Alle Patienten erreichten ein normales Alignement und normale Gelenkorientierungen. Der Distraktionsmechanismus des Nagels führte bei einem Patienten zu einem Rücklaufphänomen nach Erreichen des Distraktionsziels. Ein weiterer Patient erlitt einen Nagelbruch bei Regneratversagen.

Die Ergebnisse sind vergleichbar mit denen anderer intramedullärer Systeme. Zwei Major-Komplikationen mit einem Versagen der Verlängerung und einem Nagelbruch bleiben bemerkenswert. Frühe Vollbelastung scheint für das Risiko eines Rücklaufphänomens verantwortlich zu sein. Daher erfordert der Precice-Nagel dieselbe Sorgfalt in der Nachuntersuchung und Patientenführung wie andere intramedulläre Systeme auch.