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Therapie dislozierter suprakondylärer Humerusfrakturen im Wachstumsalter: ist eine Osteosynthese immer indiziert?
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Veröffentlicht: | 5. Oktober 2015 |
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Fragestellung: Die suprakondyläre Humerusfraktur stellt die häufigste knöcherne Verletzung des Ellenbogens im Wachstumsalter dar. Sie wird entsprechend ihres Dislokationsgrades in 4 Typen (von Laer) unterteilt. Frakturen der Typen I und II werden überwiegend nicht-operativ (Gips, Blount-Schlinge) behandelt, die Typen III und IV aus Stabilitätsgründen nahezu immer osteosynthetisch (K-Drähte, ESIN, Fixateur) fixiert/stabilisiert.
Ziel dieser Studie war die Analyse des eigenen Patientenkollektivs mit besonderem Augenmerk auf dislozierte Frakturen, die in Allgemeinanästhesie geschlossen reponiert aber ohne Osteosynthese ausbehandelt wurden.
Methodik: Retrospektive Datenanalyse aller in unserer Abteilung in Allgemeinanästhesie versorgten suprakondylären Humerusfrakturen im Zeitraum 01/2009-07/2014 bei Patienten unter 16 Jahren.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: 117 Patienten wurden in Allgemeinanästhesie versorgt (Ø 6,1 Jahre, range 1,9 -13,1 Jahre). Dabei fand sich keinerlei Geschlechterpräferenz (M : W = 58 : 59). Gemäß der Klassifikation nach von Laer wurden folgende Frakturtypen behandelt: Typ II (n=14, 12%), Typ III (n=59, 50.4%) und Typ IV (n=44, 37.6%).
87 Frakturen (6x Typ II / 42x Typ III / 39x Typ IV) wurden nach geschlossener oder offener Reposition osteosynthetisch mit K-Drähten fixiert (n=65) oder mittels deszendierender ESIN stabilisiert (n=22). Als Begleitverletzungen fanden sich Nerven- (n=19) und Gefäßverletzungen (n=1). In 12 Fällen erfolgte aufgrund einer sekundären Dislokation eine operative Revision. Posttraumatische Fehlstellungen ohne klinisch-funktionelle Relevanz zeigten sich bei 15 Patienten (17.2%): Cubitus valgus 5-10° (n=8), Cubitus varus 5-10° (n=2), Extensionsfehlstellung <15° (n=3) und Flexionsfehlstellung <15° (n=2).
Bei insgesamt 30 Frakturen (9x Typ II / 21x Typ III) erfolgte nach anatomischer Reposition bei intraoperativ stabilen Frakturverhältnissen einzig die Anlage einer Blount-Schlinge. In diesem Kollektiv fanden sich keine Begleitverletzungen und es wurde keine sekundäre Dislokation dokumentiert. In der Nachuntersuchung fand sich lediglich in einem Fall radiologisch eine posttraumatische Fehlstellung (Antekurvation <15%) ohne klinisch-funktionelle Relevanz.
Bei dislozierten suprakondylären Humerusfrakturen vom Typ II und III (von Laer) können mittels geschlossener Reposition in Allgemeinanästhesie und Ausbehandlung mittels Blount-Schlinge sehr gute Ergebnisse erzielt werden. Mögliche Morbiditätsrisiken einer Osteosynthese und deren Metallentfernung können eliminiert werden. Entscheidend für die Methodenwahl sind das primäre Repositionsergebnis und die intraoperative Frakturstabilität. Typ II-Verletzungen sollten jedoch - wann immer möglich - einer narkosefreien Redressionsbehandlung zugeführt und eine Übertherapie vermieden werden. Instabile Frakturen - unabhängig vom Typ - bedürfen stets einer Osteosynthese.