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Malnutrition, Zwischenergebnisse einer prospektiven Erfassung zu Prävalenz und klinischem Outcome mangelernährter Patienten in der Unfallchirurgie
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Veröffentlicht: | 5. Oktober 2015 |
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Fragestellung: Erhebungen an deutschen Kliniken über den Ernährungsstatus stationär behandelter Patienten haben ergeben, dass in einem hohen Prozentsatz eine Mangelernährung vorliegt. Unabhängig von der Fachdisziplin zeigt sich ein enger Zusammenhang zwischen Mangelernährung und einem Anstieg der Komplikationshäufigkeit und Liegedauer. Die Datenlage zum Ernährungsstatus unfallchirurgischer Patienten zeigt sich bis dato als sehr limitiert. Im Rahmen dieser Arbeit sollen erste Zwischenergebnisse zur Prävalenz von Mangelernährung und deren Auswirkungen auf das klinische Outcome vorgestellt werden.
Methodik: Seit 06/2014 werden alle stationären Patienten eines überregionalen Traumazentrums Level I mittels eines validierten nutrition-score-form bezüglich ihrer Ernährungsgewohnheiten befragt. Zur Erfassung des Ernährungsstatus wird das Nutritional Risk Screening (NRS 2002) verwendet. Ein NRS Wert>3 zeigt ein Risiko für eine Mangelernährung. Soziale Faktoren werden über einen standardisierten Fragebogen erfasst. Das klinische Outcome wird über die Liegedauer, Komplikationen und der Möglichkeit der physiotherapeutischen Mobilisierung beschrieben. Unterschiede mangelernährter Patienten (NRS>3) zu nicht mangelernährten Patienten (NRS< 3) werden untersucht. Als primärer Endpunkt wurde die Bestimmung der Prävalenz von Mangelernährung (NRS >3) bei stationär behandelten traumatologischen Patienten definiert. Als sekundärer Endpunkt wurden die Auswirkungen von Mangelernährung auf die Dauer des stationären Aufenthaltes, Komplikationsraten und die Möglichkeit der physiotherapeutischen Mobilisierung bestimmt. Der zweiseitige Student t Test für gepaarte Proben wurde zur Überprüfung der Signifikanz (p<0.05) eingesetzt. Unterschiede zwischen nicht gepaarten Stichproben wurden mit der einfaktoriellen ANOVA Analyse auf Unterschiede überprüft. Die Studie wird finanziert durch Fördermittel der Stiftung Oskar-Helene-Heim.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Bis 31.12.2014 konnten 301 Patienten (59% Männer,41% Frauen) mit einem Alter von 52±18.6 Jahren prospektiv eingeschlossen werden. Bei einem Körpergewicht von 79,5±17,9 Kg zeigte sich ein BMI von 26,4±4,9. 22,6% aller Patienten zeigten ein Risiko für eine Mangelernährung. Bei Patienten >65 Jahre ergab sich eine Prävalenz von 51%, Patienten unter 65 Jahre zeigten mit 15% ein signifikant (p<0.05) niedrigeres Risiko für eine Mangelernährung. Mangelernährte Patienten hatten mit 13.7±13.5 Tage (NRS< 3) zu 17.2±12.4 Tagen (NRS >3), längere Liegedauern als nicht mangelernährte Patienten. Es ergaben sich mit 11.4% (NRS< 3) zu 24.4% (NRS >3) höhere Komplikationsraten sowie mit 2,9±5,6 (NRS< 3) zu 5,8±7,5 (NRS >3) Tagen eine verlängerte physiotherapeutische Mobilisierung. Es zeigt sich eine hohe Prävalenz von Mangelernährung bei stationär behandelten unfallchirurgischen Patienten vergleichbar zu anderen medizinischen Fachbereichen. Mangelernährte Patienten haben längere stationäre Aufenthalte, höhere Komplikationsraten und benötigen eine verlängerte physiotherapeutische Mobilisierung.