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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015)

20.10. - 23.10.2015, Berlin

Polytrauma beim älteren Menschen

Meeting Abstract

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  • Gerhard Heinrichs - Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, UKSH Campus Lübeck, Lübeck, Germany
  • Christian Weilandt - Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, UKSH Campus Lübeck, Lübeck, Germany
  • presenting/speaker Andreas Paech - Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, UKSH Campus Lübeck, Lübeck, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015). Berlin, 20.-23.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocWI43-1162

doi: 10.3205/15dkou284, urn:nbn:de:0183-15dkou2845

Veröffentlicht: 5. Oktober 2015

© 2015 Heinrichs et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Erfüllen die vorhandenen S3-Leitlinien die tatsächlichen Anforderungen an die Versorgung des polytraumatisierten älteren Menschen?

Methodik: Literaturanalyse, Analyse der eigenen Behandlungszahlen

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Heutzutage rückt in der Unfallchirurgie die Behandlung des älteren Patienten zunehmend in den Fokus. Aufgrund der demographischen Entwicklung stellen bereits heute geriatrische Patienten in einigen Kliniken die Mehrzahl der Patienten. Außerdem beobachtet man durch ältere Verkehrsteilnehmer (Fußgänger und Fahrzeuginsassen) einen Anstieg der polytraumatisierten Patienten im geriatrischen Alter. Studien weisen zudem nach, dass die Verletzungsschwere – bei gleichem Unfallmechanismus – im Alter höher ist. Hinzu kommen die Komorbiditäten der Patienten, die auch dank multipler Antikoagulantien eine Anpassung von Therapieregimen erfordern. Aus diesem Grunde stellt sich die Frage, ob die aktuelle S3-Leitlinie diesem Anspruch gerecht wird.

Bei der Betrachtung der Leitlinie fällt auf, dass keine altersspezifischen Empfehlungen hinterlegt sind. Auch sind spezifische Komorbiditäten und Antikoagulantien bzw. Medikamenteneinflüsse generell nicht erfasst. Es werden keine Empfehlungen bezüglich der Primärversorgung und der primären Zielklinik beim Polytrauma des geriatrischen Patienten ausgesprochen.

In der Literatur findet sich nur wenig über den direkten Einfluss von Komorbiditäten auf das Outcome beim polytraumatisierten geriatrischen Patienten. Als risikobehaftete Komorbiditäten wurden bisher pAVK IV, Gerinnungsstörungen, Hepatitis und Leberzirrhose, Adipositas sowie maligne Grunderkrankungen identifiziert. Es scheint jedoch, dass nicht alleine die Komorbiditäten einen Einfluss aufs Outcome haben, sondern zudem die grundsätzlichen physiologischen Veränderungen des älteren Menschen.

Aus den Beobachtungen und der vorliegenden Literatur ergibt sich, dass in Zukunft weitere Anstrengungen unternommen werden müssen um das Outcome des polytraumatisierten älteren Patienten besser einschätzen zu können. Auch die Therapie muss sich weiter an Komorbiditäten und Risikofaktoren anpassen.

Eine Ergänzung und Überarbeitung der aktuellen Richtlinie scheint sinnvoll, ggf. ist eine eigene Richtlinie für den geriatrischen Patienten erforderlich. Diese sollte ggf. interdisziplinär in Zusammenarbeit mit Internist und Anästhesist erfolgen.

Kurzfassung:

  • In den aktuellen Leitlinien keine altersspezifische Empfehlung vorhanden
  • Keine explizite Erwähnung von Komorbiditäten
  • oft keine suffiziente Anamnese möglich bzgl. Antikoagulatien und weiterer relevanter Medikamente
  • Signifikante Differenz zwischen Verletzungsschwere und Zuweisung in Traumazentrum
  • Aktuell kein Wissen darüber welche Komorbiditäten welchen Einfluss aufs Outcome haben
  • Aktuell kein Primärfragebogen zur Erfassung von Komorbiditäten und relevanter Medikamente
  • Eine Ergänzung der Richtlinie, ggf. auch die Erstellung einer eigenen Richtlinie für das geriatrische Polytrauma, scheint erforderlich