Artikel
Wann ist genug genug? Langzeitergebnisse nach Intensivtherapie bei geriatrischen Patienten mit proximaler Femurfraktur
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 5. Oktober 2015 |
---|
Gliederung
Text
Fragestellung: Die proximale Femurfraktur gehört zu den häufigsten Frakturen geriatrischer Patienten. Ein Großteil der Betroffenen ist zum Frakturzeitpunkt erheblich vorerkrankt. Diese Vorerkrankungen erfordern nicht selten einen perioperativen Aufenthalt auf einer Intensivstation. Daten zur Prognose der Behandlungsergebnisse nach einer über das übliche Überwachungsintervall hinausgehenden Intensivtherapie liegen bis dato nicht vor, obwohl sie zur Abschätzung, inwieweit eine Intensivtherapie sinnvoll ist, sowie im Umgang mit den Angehörigen von großer Bedeutung sind.
Methodik: 402 geriatrische Patienten mit operativ versorgter hüftgelenksnaher Fraktur konnten prospektiv erfasst werden. Neben demographischen Parametern wurde die perioperative Behandlungsdauer auf der Intensivstation, sowie eine eventuelle notfallmäßige Rückverlegungen auf die Intensivstation dokumentiert. Beatmungs- oder Dialysepflicht im Rahmen des Intensivaufenthaltes wurden gesondert erfasst. Ergebnisparameter waren die Krankenhausletalität, sowie die Mortalität und die Pflegebedürftigkeit jeweils nach 6 und 12 Monaten.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: 70 von 402 Patienten verweilten über 3 Tage auf der Intensivstation Diese hatten eine Krankenhausmortalität von 23%, eine Halbjahresmortalität von 43%, sowie 56% nach 12 Monaten. Von den überlebenden Patienten waren 5/40 nach 6 Monaten und 4/35 nach 12 Monaten nicht pflegebedürftig. 48 (12%) aller Patienten mussten nach initial unauffälliger Überwachung auf die Intensivstation rückverlegt werden Diese hatten eine Krankenhausletalität von 21%, eine Halbjahresmortalität von 40% , sowie 50% nach 1 Jahr. Von diesen waren 2/29 nach 6 Monaten bzw. 2/26 nach 1 Jahr nicht pflegebedürftig. Damit waren Mortalität und Pflegebedürftigkeit in beiden Gruppen verglichen mit der Kontrollgruppe signifikant erhöht. 25 Patienten waren während ihres Intensivaufenthaltes beatmungspflichtig. Diese hatten Krankenhausmortalität von 64%, eine Halbjahresmortalität von 84%, sowie 92% nach 1 Jahr. 13 Patienten benötigten eine Hämofiltration. Diese hatten eine Krankenhausmortalität von 69%, eine Halbjahresmortalität von 70% bzw. 85% nach 12 Monaten. Alle Überlebenden in den beiden Gruppen waren pflegebedürftig.
Eine postoperative Intensivpflichtigkeit geht demnach mit einer deutlichen Verschlechterung der Prognose einher. Insbesondere beatmungspflichtige Komplikationen und Hämofiltrationspflichtigkeit übersteigen die Kompensationsmöglichkeiten der Patienten regelhaft. Die Mortalität ist erheblich erhöht, eine anhaltende Pflegebedürftigkeit nahezu regelhaft gegeben. Die Prävention dieser Komplikationen hat somit höchsten Stellenwert. Sind diese dennoch eingetreten, bilden vorliegende Daten eine wertvolle Grundlage, gemeinsam mit den Angehörigen im Sinne der Patienten eine Begrenzung der Intensivtherapie zu diskutieren.